O Assunto: A ligação entre Lula e Trump
Brasiliens führender Politik-Podcast analysiert das erste Gespräch zwischen Lula und Trump seit der Zoll-Eskalation.
O Assunto
12 min read2114 min audioDer Journalist Ricardo Abreu und der Politikwissenschaftler Leonardo Trevisan erklären im Podcast „O Assunto“ (Folge: „Der Anruf zwischen Lula und Trump“) das 30-minütige Telefonat von Präsident Lula mit Donald Trump. Als zentrale Ergebnisse nennen sie:
### 1. Diplomatischer Eisbrecher
Die Stimmung sei „die ganze Zeit über gut“ gewesen. Beide Seiten betonten eine „Chemie“, die schon beim ONU-Treffen in New York entstanden sei. Lula und Trump scherzten sogar über ihr Alter (beide 79), womit, so Abreu, „dieser formale Ton durchbrochen wurde“.
### 2. Kanäle wieder offen
Die direkte Verbindung gelte als Durchbruch, weil „eben diese direkte Kommunikation zwischen Lula und Trump fehlte“. Brasiliens Vize Alckmin und Wirtschaftsminister Haddad bewerteten das Gespräch sofort als „Win-win“-Signal für mögliche Zoll-Rollbacks.
### 3. Kein Bolsonaro, kein Supreme-Court-Bashing
Trump kam, laut Abreu, „weder das Thema Bolsonaro noch das brasilianische Judikative“ vor. Lula hingegen bat um Aufhebung der 40-%igen Zusatzzölle und der Sanktionen gegen brasilianische Amtsträger.
### 4. Vorbereitung „Ziegelstein für Ziegelstein"
Abreu beschreibt ein monatelanges „backstage“-Kalkül, um ein öffentliches Eklatt à la Zelenskyj oder Ramaphosa zu verhindern. Das Telefonat sei nur „Stufe eins“, danach solle rasch ein persönliches Treffen folgen, „dann würde das Spiel zurück auf Null gesetzt“.
### 5. Rolle von Marco Rubio
Trevisan erwartet, dass künftig Außenminister Rubio mitverhandelt. Obwohl dieser „linke Regierungen“ bisher offen sanktionieren wollte, hoffe Itamaraty, „dass sich seine Haltung nun unter Trumps Auftrag ändern könnte“.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als klassisches Insider-Format: Reporter:innen berichten unter anonymisierten Quellen, was „hinter den Kulissen“ passiert, und Analyst:innen liefern die Einordnung. Dabei bleibt das Geflecht aus persönlichen Netzwerken und diplomatischen Finessen im Vordergrund; kritische Gegenfragen fehlen. Die positive Wortwahl („guter Mann“, „Chemie“, „Traumtor“) übernimmt fast ungefiltert die brasilianische Regierungsperspektive. Fehlende Stimmen sind US-Handelspolitiker:innen, brasilianische Exportwirtschaftsverbände oder kritische Wirtschaftswissenschaftler:innen, die mögliche Zugeständnisse hinterfragen könnten. Derlei würde das Format jedoch überfordern – „O Assunto“ organisiert keine Kontroverse, sondern erklärt ein Ereignis aus Sicht der Machtzentren. Für Hörer:innen, die wissen wollen, wie Brasiliens politische Klasse die Annäherung an Trump inszeniert, ist die Folge trotzdem hörenswert – mit dem Bewusstsein, dass sie kaum über das hinausgeht, was offizielle Briefings ohnehin verlauten lassen.