Ivar Krustok, Chief AI & Innovation Officer bei Delfi Meedia (Estland), erklärt im Podcast "Newsroom Robots", wie das Unternehmen KI systematisch in drei Ebenen einsetzt: alltägliche Redaktionstools (Live-Übersetzung, Transkription), langfristige Experimente (eigene „Company-ChatGPT“ mit 25 Jahren Archiv, Gerichts­daten­bot) sowie flächendeckende KI-Schulung. Besondere Herausforderung ist die estnische Sprache, für die es kaum grosse Sprachmodelle gibt; Delfi nutzt deshalb offene Modelle und eigene Vector-Datenbanken. Ein zentrales Projekt ist ein Agent, der neue Gerichtsverfahren automatisch scannt und Redakteur:innen per Teams-Benachrichtigung zusammenfasst – binnen einem Monat seien so fünf bis sechs Artikel entstanden, die sonst unentdeckt geblieben wären. Weitere Bots sollen Abonnenten­daten, Werbeinventar und User-Journey-Kennzahlen per Chat zugänglich machen. Kurstok baut Prototypen für interne Tools in wenigen Stunden mit Agenten wie Manus AI, Google Stitch und V0.dev, um Geschäfts­seite und Redaktion vorab zu testen. Öffentlich zugängliche KI-Anwendungen wie Chat-Suche hält er wegen fehlender Monetarisierung zurück; bisher lief nur ein Bild-Generator für traditionelle estnische Tanzkostüme. KI-Literatur sei noch unbefriedigend, weil Mitarbeitende erst eigene, stabile Tools bräuchten, bevor Schulungen wirken.