Streitkräfte und Strategien: Trump will mit Putin ins Geschäft kommen (mit Carlo Masala)
Sicherheitsexperte Masala analysiert Trumps Putin-Frust, russische Drohnenattacken auf Polen und die Aussichten einer ukrainischen Gegenoffensive.
Streitkräfte und Strategien
44 min read2234 min audioDiese Folge des ARD-Podcasts „Streitkräfte und Strategien“ beleuchtet den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aus Sicht der Sicherheitspolitik. Hauptgesprächspartner ist Carlo Masala, Professor für internationale Politik an der Bundeswehr-Universität München. Die Moderation übernehmen Anna Engelke und Kai Küstner. Im Fokus stehen Trumps Enttäuschung über Putin, europäische Sanktionspolitik, russische Drohnenangriffe auf Polen, das Manöver „Zapad“ und die Frage, ob Russland diesen Krieg militärisch gewinnen kann.
### 1. Trump habe Putin nicht sanktioniert, weil er auf Europas Fehler setze
Masala erklärt, Trump nutze die Unzulänglichkeiten europäischer Sanktionen (etwa Ölimporte durch Ungarn, Slowakei, Türkei) als Ausrede, eigene Maßnahmen gegen Russland zu blockieren. „Er schiebt den Ball den Europäern rüber, wohlwissend, dass diese Länder dem nicht nachkommen werden.“
### 2. Russische Drohnen im NATO-Luftraum als Test und Warnung
Mehrere Gerätedrohnen durchflogen Polen; einige näherten sich einem NATO-Logistik-Hub. Masala sieht darin ein Signal: „Ihr seid gegen Drohnen relativ wehrlos … Was macht ihr, wenn hier 250 Drohnen reinfliegen?“ Die Abwehr koste Millionen, die Drohnen nur Hunderttausende.
### 3. Eine ukrainische Herbstoffensive werde eher punktuell, keine Wende
Die Ukraine konzentriere sich derzeit auf die Zerstörung russischer Öl- und Gasinfrastruktur; gleichzeitig bereite Russland eine neue Bodenoffensive vor. Ob diese „klassisch“ mit Schwerpunkt oder wie im Sommer durch viele kleine Vorstöße erfolge, sei offen: „Es braucht nur ein, zwei Durchbrüche, dann kann sich das Blatt wenden.“
### 4. Das Manöver „Zapad“ zeige russische Reserve – und Nuklearsignale
Trotz Krieg sei Moskau in der Lage, 13.000 Soldaten nach Belarus zu verlegen und nukleare Großmacht-Optionen zu inszenieren. Die Einladung westlicher Beobachter diene der „Transparenz“, wertet aber nur begrenzt, da Bewegungsfreiheit fehle.
### 5. Putins „Brotkrumen-Strategie“ halte Trump bei Laune
Lob, Treffen-Ankündigungen und kleine Zugeständnisse verhindern aus Kreml-Sicht harte US-Sanktionen. „Er schmeißt Trump immer irgendwas hin, damit Trump dann doch nicht sanktioniert.“
### 6. In Deutschland würden Unterstützer starker Ukraine-Hilfe als „Kriegstreiber“ diffamiert
Masala beobachtet seit Jahren eine Zunahme von Schuldzuweisungen gegen Sicherheitsexpert:innen und Medienvertreter:innen. „Diejenigen, die für Abschreckung plädieren, werden bereits jetzt als Kriegstreiber geframed.“
## Einordnung
Der Podcast liefert sicherheitspolitische Analysen auf professionellem Niveau. Die ARD-Moderator:innen stellen klare Fragen, lassen ihren Gast jedoch weitgehend unkommentiert ausführen. So entsteht eine nüchterne, aber einseitige Diskussion: Kritische Stimmen zum westlichen Sanktionsregime oder zur deutschen Rüstungspolitik kommen zu Wort, während friedenspolitische Alternativen, zivilgesellschaftliche oder ukrainische Perspektiven außen vor bleiben. Die Sendung reproduziert so die Machtlogik sicherheitspolitischer Eliten, ohne sie zu hinterfragen. Die Vermutung, wonach Trump nur auf europäische Sanktionslücken warte, wird als Fakt präsentiert; die Annahme, Russland könne militärisch siegen, bleibt unkonterkariert. Der Anspruch, neutrale Information zu bieten, erzeugt eine Scheinobjektivität, die alternative Deutungen ausschließt.
Hörwarnung: Wer fundierte, aber nicht reflexartige Sicherheitsdiskurse sucht, findet hier technische Details und Einschätzungen – wer breitere politische Perspektiven oder zivilkritische Stimmen erwartet, wird enttäuscht.