The 404 Media Podcast: A Massive Archiving Effort at National Parks (with Jenny McBurney and Lynda Kellam)
404 Media zeigt, wie US-Bibliothekar:innen mit „Save Our Signs“ Park-Schilder vor politischem Schreddern retten.
The 404 Media Podcast
43 min read2768 min audio404 Media spricht mit den Initiator:innen von „Save Our Signs“, einem Crowd-Archivierungsprojekt für US-Nationalpark-Schilder. Auslöser war eine Trump-Executive-Order („Restoring Truth and Sanity to American History“), die bis 17. September 2025 „negative“ Hinweise auf US-Geschichte durch „beauty and grandeur“ ersetzen will. Lynda Kellam (U Penn Libraries, Data Rescue Project) und Jenny McBurnay (U Minnesota Libraries) berichten, wie sie per Qualtrics-Formular binnen Wochen 10.000+ Fotos aus 300 Parks sammelten, da viele Schilder – etwa über Sklaverei, Bürgerrechte oder Niederlagen – bereits abmontiert wurden. Die Aktion bleibt offen, da unklar ist, welche Inhalte als „disparaging“ gelten und ob Abbau und Revision weitergehen. Die Betonung liegt auf Community-Building: Bürger:innen sollten zeigen, „was wir schützen wollen“, statt sich nur über Verluste zu ärgern. Die Daten liegen seit Oktober 2025 öffentlich auf SaveOurSigns.org.
### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt
Die Executive-Order sei absichtlich vage formuliert, sodass selbst Schilder über verlorene Schlachten oder Umweltzerstörung entfernt werden könnten. Kellam zitiert das Beispiel Guilford Courthouse: „It talks about the fact that the North Carolinians just kind of high-tailed it and ran away from the battle... the way the orders are written are so vague that even something that... could be interpreted as disparaging.“
### Crowdsourcing als Gegenstrategie zur Denunziation
Statt Behörden zu überlassen, was „negativ“ sei, wollten die Initiator:innen „flip the script“: „I wanted to have people report what they loved about the pictures.“ So entstand der Aufruf, per QR-Code Schilder zu dokumentieren, statt sie zu melden.
### Technik: anonyme Qualtrics-Uploader ohne Login-Pflicht
McBurnay wählte Qualtrics, weil „folks can upload materials... without having to log in with an email account... anonymity was going to be a really important aspect of people wanting to participate“. So konnten auch Parkangestellte mithelfen, ohne Repressalien zu riskieren.
### Datensatz wächst weiter – viele Parks noch unabgedeckt
Obwohl die erste Deadline verstrichen ist, „we still need photos... we don't have a shared definition of what negative means or what disparaging means“. Besonders militärische oder indigene Stätten seien schwer zugänglich, bleiben aber archiv-relevant.
### Archiv als Hoffnungs- und Gemeinschaftsprojekt
Beide betonen emotional den Community-Aspekt: „It's helping to bring people together... getting people involved in just the conversation of what do we want our history to be“. Die Aktion biete ein konkretes Mittel gegen Ohnmachtsgefühle in den nächsten drei Jahren.
## Einordnung
404 Media präsentiert hier kein investigativ-politisches, sondern ein klar journalistisch-aufklärendes Format. Die Interviewerin führt die Expertinnen strukturiert durch die Chronologie ihrer Aktion, lässt ausreichend Raum für technische Details (Qualtrics, Qualitätssicherung, Urheberrechtsfragen) und vermeidet Polemik. Besonders positiv: Es wird nicht „abgehakt“, sondern bis zum aktuellen Stand (Fortdauer der Datensammlung) berichtet. Fehlende Gegenstimmen sind im Gespräch über ein zivilgesellschaftliches Archivprojekt nicht erwartet; relevante Perspektiven (Parkangestellte, Betroffene marginalisierter Geschichten) werden durch die Crowd-Aktion selbst sichtbar. Kritisch bleibt, dass die Executive-Order nur oberflächlich juristisch analysiert wird – etwa wie ihre Vagheit strategisch Abschreckung erzeugt – doch das ist angesichts des praktischen Fokus aufs Retten vertretbar. Insgesamt ein gelunges Beispiel für journalistische Begleitung zivilen Widerstands, das Hörer:innen konkrete Handlungsoptionen (Mitmachen, Verbreiten, Spendieren) aufzeigt.
Hörempfehlung: Wer wissen will, wie Bibliothekar:innen mit einfachsten Mitteln Kulturgeschichte gegen politische Löschversuche verteidigen – und selbst mitmachen will –, findet hier eine inspirierende Anleitung samt Community-Gefühl.