O Assunto: A onda de intoxicações por metanol
Journalist berichtet über mysteriöse Massenintoxikation mit Metanol in günstigen Cachaça-Marken und die laufenden Ermittlungen.
O Assunto
13 min read1579 min audioDer brasilianische Podcast "O Assunto" behandelt in dieser Folge den Fall von mehr als 20 Menschen, die sich durch mit Metanol verunreinigte Getränke in São Paulo vergiftet haben – fünf davon sind gestorben. Gast ist der TV-Reporter Carlos Henrique Dias, der über die Ermittlungen berichtet. Die Betroffenen stammen überwiegend aus armen Verhältnissen und konsumierten günstige Cachaça-Marken wie "Corote de Morango", "Velho Barreiro" und "Dona Branca". Die Polizei prüft, ob die Kontamination absichtlich oder versehentlich geschah – ein Fehler in der Dosierung oder vorsätzliche Vergiftung. Auch die Bundespolizei ermittelt, da der Fall möglicherweise auf andere Bundesstaaten übergegriffen hat. Metanol ist geruch- und farblos, was die Identifikation erschwert. Symptome wie Übelkeit und Sehstörungen treten oft erst Stunden nach dem Konsum auf und werden leicht mit Alkoholvergiftung verwechselt.
### Massenhafte Vergiftungen durch manipulierte Billig-Cachaça
Laut Carlos Dias gingen die ersten Verdachtsfälle am 22. September in der Notaufnahme der USP ein. Die Opfer berichteten von denselben Symptomen und hatten dieselben Getränke konsumiert. Die Polizei identifizierte drei betroffene Marken, die in einfachen Bars und Kneipen der Metropolregion São Paulo verkauft wurden. "Es handelt sich um Produkte niedriger Qualität", sagt Dias.
### Polizei prüft fahrlässige oder vorsätzliche Handlung
Zuständig ist das DHPP, zuständig für Tötungsdelikte. Die Behörden vernahmen Betreiber:innen zweier Großhändler im Stadtviertel Brás sowie eine:n lokale:n Produzent:in. Alle behaupteten, nichts von der Kontamination gewusst zu haben. Die Ermittler:innen prüfen, ob versehentlich zu viel billiger Metanol zugeführt wurde oder jemand vorsätzlich eine tödliche Menge einsetzte. "Die Polizei fragt: Wollte jemand diese Menschen töten, oder war es ein Dosierungsfehler", so Dias.
### Betroffen sind arme Konsument:innen
Alle bisher identifizierten Opfer sind junge Männer aus einkommensschwachem Umfeld. Die meisten wurden in öffentlichen Krankenhäusern behandelt. Die Getränke waren aufgrund ihres niedrigen Preises besonders für Menschen mit wenig Geld zugänglich, wodurch strukturelle Benachtechnung verstärkt wird.
### Außergewöhnlicher Fall für Brasilien
Während in Ländern wie Indien, Iran oder Ecuador Getränkevergiftungen mit Metanol häufig vorkommen, sind sie in Brasilien eher auf Einzelfälle beschränkt. Die Föderalpolizei untersucht deshalb, ob die brasilianischen Fälle Teil eines internationalen Schemas sind. "Die Frage lautet, ob dieses Modell nun auch Brasilien erreicht hat", sagt Dias.
### Gefahren der unsichtbaren Substanz
Metanol sei geruchs- und farblos, betont Dias. Für Konsumierende ist sie nicht von normalem Alkohol zu unterscheiden. Bereits zehn Milliliter können tödlich sein. Die Symptome treten oft erst Stunden nach dem Trinken auf und werden mit Kater verwechselt. "Die Leute sagen: Ich habe zu viel getrunken. Es ist schwer zu erkennen", erklärt der Reporter. Nach der Diagnose bleibe oft bleibende Blindheit oder neurologische Schäden.
## Einordnung
Die Gesprächsführung ist klar, aber stark auf Reportermeldung statt auf systemische Analyse ausgerichtet. Natuza Nery stellt Fragen zu Ermittlungsdetails und Opferberichten, bleibt aber bei Einzelfall-Betrachtung. Es fehlt eine Einordnung, warum Billigprodukte mit lebensgefährlichen Stoffen legal erhältlich sind, welche regulatorischen Lücken bestehen und welche wirtschaftlichen Interessen dahinter stehen. Die Perspektive der Betroffenen wird nur indirekt durch Polizei- und Mediziner:innenberichte vermittelt. Diskursiv wird die Verantwortung auf mutmaßliche Täter:innen oder Produktionsfehler gelenkt, während Marktmechanismen, Armutsrisiken und Kontrollsysteme kaum beleuchtet werden. Der Fokus auf Kriminalistik und individuelles Fehlverhalten entlastet strukturelle Bedingungen.
Hörwarnung: Wer tiefgreifende Analyse der gesellschaftlichen Hintergründe erwartet, wird enttäuscht – die Folge bleibt auf polizeireporterische Ebene stecken.