SRF Echo der Zeit beleuchtet die Zwischenwahlen in Argentinien als Stimmungstest für Präsident Javier Milei. Korrespondentin Theresa Delgado erklärt, dass die Inflation zwar von über 200 % auf 41 % sank, ausländische Investitionen aber ausbleiben und soziale Kürzungen vor allem Arme treffen. Milei habe bisher mit Dekreten regiert, braucht aber künftig Parlamentsmehrheiten, um seine "Kettensäge"-Reformen fortzusetzen. Die Sendung zeichnet ein realistisches Bild: Ohne frisches Geld vom IWF und den USA wäre Argentinien längst bankrott. Die Sozialdemokraten könnten von der wachsenden Unzufriedenheit profitieren, was zu Blockaden und möglichen Neuwahlen führen würde. Die journalistische Leistung überzeugt durch klare Struktur, nüchterne Töne und direkte Ortstermine. Die 15-minütige Analyse zeigt sowohl die wirtschaftlichen Erfolge als auch die sozialen Kosten auf, ohne in parteipolitisches Pathos zu verfallen. Die einzige Schwäche: Perspektiven armer Betroffener kommen nur indirekt vor, ihre Stimme bleibt ausgeblendet. ### Mileis Inflationskampf zeige erste Erfolge Die Jahresinflation sei von über 200 % auf rund 41 % gesunken, berichtet Delgado. Ein Uber-Fahrer bestätige, dass sich durch die Preisstabilität wieder planen lasse, auch wenn das Budget unverändert eng sei. ### Ausländische Investoren bleiben aus Trotz Mileis Hoffnung auf «Herzschrittmacher»-Investitionen von außen seien die Dollars bisher ausgeblieben. Ohne die Milliardenhilfen von IWF und Trump-Regierung «drohe der Kollaps», da die eigenen Devisenreserven aufgebraucht seien. ### Korruption und Skandale schwächen das Milei-Lager Ein «Krypto-Skandal» sowie Verbindungen zwischen Drogenbanden und einem wichtigen Parlamentskandidaten belasten die Regierung. Die Bevölkerung zeige «langsam genug vom ständigen Sparen». ### Pattsituation droht, sollte Milei verlieren Sollte die Opposition stärker werden, befürchtet Delgado «politische Stagnation, Neuwahlen und einen erneuten Staatsbankrott». Weder USA noch IWF wollten dies, weshalb sie Argentinien derzeit finanziell stützten. ## Einordnung Die Sendung liefert ein professionelles Beispiel für politikferne Hintergrundberichterstattung. Die Expertise der Korrespondentin vor Ort, die klare Datenlage und die nüchterne Einordnung verzichten auf das Narrativ des charismatischen Retters ebenso wie auf apokalyptische Szenarien. Besonders gelungen ist die Metapher vom kranken Patienten, die die Abhängigkeit von externen «Elektroschocks» verdeutlicht. Kritisch anzumerken ist, dass die Perspektive der von Kürzungen Betroffenen kaum vorkommt; Armut wird zur Kennzahl. Dennoch gelingt dem Echo der Zeit ein ausgewogener Überblick, der Zuhörer:innen befähigt, sich zwischen Hoffnung auf Stabilität und Sorge vor sozialen Rückschlägen selbst zu positionieren.