Echo der Zeit: Bilanz nach Palästina-Demo: Sachschäden in Millionenhöhe
Die Sendung bietet kompakte Hintergrundinfos zu aktuellen Krisen, bleibt aber bei offiziellen Stimmen und verzichtet auf breitere Perspektiven.
Echo der Zeit
28 min read1725 min audioSRF Echo der Zeit vom 12. Oktober 2025 widmet sich zuerst den gewaltsamen Ausschreitungen nach einer nicht bewilligten Palästina-Demo in Bern (Sachschäden in Millionenhöhe, 18 verletzte Einsatzkräfte, 2 verletzte Demonstrant:innen) und der anschließenden Bewertung durch Berner Sicherheitsdirektor Alec von Grafenried sowie Extremismus-Experte Jerome Endras. Im Anschluss diskutiert Friedensforscherin Hannah Pfeifer (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg) die neue Waffenruhe im Gazakrieg, ihre strukturellen Schwächen (fehlende palästinensische Selbstbestimmung, völkerrechtswidrige Besatzung im Westjordanland, Umgehung der palästinensischen Autonomiebehörde, Fremdbestimmung durch „Board of Peace“ um Trump/Blair). Weitere Beiträge betreffen ein Profil des ETH-Verkehrsexperten Ulrich Weidmann sowie den „Spaghetti-Zoll“, mit dem die USA italienische Pasta mit 107 % Strafzoll belegen wollen – ein Schlag gegen italienischen Exports und Nationalstolz. Die Sendung endet mit Nachrichten zu Gewalt in Madagaskar, Pakistan/Afghanistan, globaler Lebenserwartung, Sport- und Wetterupdates.
### 1. Gewaltbereitschaft bei Palästina-Protesten
Laut Extremismus-Experte Endras habe sich eine „Eigendynamik“ entwickelt: Personen mit genereller Gewaltaffinität suchten sich „Ventile“ und ließen sich nicht durch tatsächliche Nahost-Politik leiten ("Hauptsache, man kann da eben entsprechend zerstörerisch in Erscheinung treten"). Die Eskalation sei im Vorfeld erkennbar gewesen (Schutzausrüstung, auswärtige Gewaltreisende).
### 2. Strukturelle Probleme des neuen Nahost-Friedensplans
Die Waffenruhe unterbreche zwar „Massengewalt gegen Zivilpersonen", doch viele Punkte seien „noch nicht ausgehandelt und gehen auch nicht an die strukturellen Probleme heran", so Friedensforscherin Pfeifer. Kritisch: anhaltende Blockade Gazas, illegale Besatzung im Westjordanland, fehlende Einbindung der palästinensischen Autonomiebehörde, völkerrechtswidrige Siedlungen und fehlende Perspektive palästinensischer Selbstbestimmung.
### 3. Machtvolle externe Vermittlung
Pfeifer beschreibt Trumps Vorgehen als „Power Mediation“: Die USA seien die einzige Kraft, die Israel „ausreichend unter Druck setzen“ könne. Gleichzeitig sei die US-Regierung kein „Good-Faith-Actor“; geopolitische Interessen (Schutz der US-Basis in Katar) und Unberechenbarkeit gefährdeten nachhaltige Fortschritte.
### 4. Internationale Kontrolle statt palästinensischer Souveränität
Der Plan sehe ein „ziviles Übergangskomitee“ unter Aufsicht eines „Board of Peace“ (Trump/Blair) vor – eine Rückkehr zur „Mandatszeit-Fremdbestimmung“ und eine internationale Truppe zur Entwaffnung Hamas. Die palästinensische Seite werde nur als „technokratische“ Verwaltung eingebunden, nicht als gleichberechtigte Verhandlungspartner.
### 5. Unklare Nach-Phase-1-Sicherheit
Hamas lehne vollständige Entwaffnung ab und wolle „leichte defensive Waffen“ zur Kontrolle anderer bewaffneter Gruppen behalten. Israelische Hardliner (Smotrich, Katz) signalisieren, nach Geisel-Freilassung die Hamas „auszumerzen“ und Tunnel zu zerstören – im Widerspruch zur US-Garantie, Kampfhandlungen auch dann ruhen zu lassen, wenn keine Einigung über Waffenabgabe erzielt wird.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich in klassischer Echo-der-Zeit-Manier: schnelle, pointierte Nachrichten mit hauseigenen Expert:innen und externen Interviewpartner:innen. Die Berichterstattung zur Bern-Demo bleibt auf Ebene von Behördenkritik und Gewalt-Analyse; palästinensische oder pro-palästinensische Stimmen fehlen. Stattdessen dominieren Sicherheitsdirektor von Grafenried und Polizeisprecher Lanzrein die Deutungshoheit. Die Friedensforschungsperspektive durch Hannah Pfeifer differenziert zwar, sieht aber auch die strukturellen Machtungleichgewichte. Die journalistische Stärke liegt in der schnellen Einordnung komplexer geopolitischer Vorgänge; Schwächen zeigen sich bei Perspektivenvielfalt (keine palästinensische Gegenrede) und bei der Frage, warum Tausende friedliche Demonstrant:innen hinter Gewaltbereite liefen. Das Format folgt dem klassischen Radio-Nachrichten-Mix: Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport – jeweils mit knappen Expert:innen-Statements, aber ohne tiefergehende Recherche zu Hintergründen oder Alternativen.