Hotel Matze: Ulf Poschardt – Was bedeutet es, liberal zu sein?
Ulf Poschardt über seine Wandlung vom Linken zum Woke-Kritiker und seine umstrittenen Thesen zum "Shitbürgertum".
Hotel Matze
12272 min audioIn dieser Episode des "Hotel Matze" Podcasts spricht Moderator Matze Hielscher mit Ulf Poschardt, Chefredakteur der WELT und Autor des umstrittenen Buches "Shitbürgertum". Das Gespräch dreht sich um Poschardts ideologische Entwicklung von seinen linken Anfängen hin zu seiner heutigen Position als scharfer Kritiker der "Woke-Bewegung" und des "linksgrünen Milieus". ### Poschardt bekenne sich zu einer radikalen Transformation seiner politischen Überzeugungen. Er beschreibt seine frühere Involviertheit in linke Bewegungen und erklärt, wie er sich zunehmend von diesen abgewandt habe. Dabei behauptet er, die heutige Linke sei "autoritär" geworden und verwende "Moral als Machtinstrument". ### Die "Woke-Bewegung" werde als existenzielle Bedrohung für die liberale Demokratie dargestellt. Poschardt argumentiert, diese führe zu einer "Zersetzung der bürgerlichen Mitte" und etabliere neue Formen der Zensur und sozialen Kontrolle. ### Wirtschaftspolitische Themen würden eng mit kulturkämpferischen Argumenten verknüpft. So kritisiert Poschardt die Staatsquote und fordert mehr "unternehmerische Freiheit", wobei er dies als Gegenentwurf zu einer vermeintlich bevormundenden grünen Politik präsentiert. ### Die Diskussion berührt wiederholt Geschlechterthemen und Feminismus. Poschardt stellt traditionelle Geschlechterrollen als natürlich dar und kritisiert feministische Ansätze als "ideologisch verblendet". Dabei verwendet er Begriffe wie "Gender-Gaga" in abwertender Weise. ## Einordnung Das Gespräch folgt einem klassischen Muster kulturkämpferischer Rhetorik, bei dem komplexe gesellschaftliche Entwicklungen auf einen Konflikt zwischen "bürgerlicher Vernunft" und "linker Ideologie" reduziert werden. Poschardt bedient sich dabei einer Argumentationsstrategie, die eigene Positionen als rationalen Realismus und abweichende Ansichten als irrationale Ideologie framt. Besonders auffällig ist die durchgängige Verwendung von Kampfbegriffen wie "Woke-Terror" oder "Shitbürgertum", die eine sachliche Auseinandersetzung mit den kritisierten Phänomenen erschweren. Der Moderator Hielscher bleibt dabei weitgehend unkritisch und hinterfragt die präsentierten Thesen kaum systematisch. Problematisch ist vor allem die Reproduktion antifeministischer Narrative und die Verharmlosung komplexer sozialer Ungleichheiten durch deren Reduktion auf vermeintliche Ideologie-Konflikte. Die Diskussion verstärkt bestehende Polarisierungen, anstatt zu einem differenzierten Verständnis gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen. Hörwarnung: Das Format normalisiert rechtspopulistische Diskursmuster und bietet eine Plattform für kulturkämpferische Positionen ohne angemessene kritische Einordnung.