Der Newsletter "Notes From The Circus" argumentiert, dass eine einflussreiche Gruppe von Tech-Oligarchen, darunter Peter Thiel und Elon Musk, das amerikanische Gründungsprinzip der bürgerlichen Selbstverwaltung systematisch untergräbt. Der Autor vertritt die These, dass diese Eliten die Bevölkerung nicht als mündige Bürger:innen, sondern als passive "Bauern" oder "Nutzer:innen" betrachten, die es zu verwalten und zu optimieren gilt. Diese Haltung stelle eine direkte Umkehrung der amerikanischen Idee dar, die auf der Fähigkeit gewöhnlicher Menschen zur Selbstregierung beruht. Der Newsletter formuliert dies prägnant: "Sie wollen 'Wir, das Volk' durch 'Wir, die Nutzer' ersetzen." Als Belege für diese Entwicklung führt der Autor mehrere Punkte an. Thiels Aussage, Demokratie und Freiheit seien unvereinbar, wird nicht als philosophische Überlegung, sondern als Ausdruck einer Präferenz für autoritäre Strukturen interpretiert. Musks Vorgehen, wie die Entkernung von Bundesbehörden, wird als Versuch gedeutet, demokratische Rechenschaft durch technokratische Verwaltung und persönliche Loyalität zu ersetzen. Algorithmen, die unsere Nachrichtenfeeds kuratieren, werden als Werkzeuge dargestellt, die unser unabhängiges Urteilsvermögen untergraben und uns zu einer manipulierbaren Masse machen. Der Patriotismus dieser Oligarchen sei nur performativ – sie nutzten die Symbolik der Nation, lehnten aber jede tatsächliche Verpflichtung gegenüber dem demokratischen Gemeinwesen ab. Sogar der rechte Stratege Steve Bannon, so der Autor, erkenne in ihnen keine Patrioten, sondern postnationale Akteur:innen, die das System zur eigenen Bereicherung ausnutzen. Der Text schließt mit einem leidenschaftlichen Appell, die Rolle als Bürger:in aktiv zu verteidigen und sich der Reduzierung auf verwaltete Subjekte zu widersetzen. Länge des Newsletters: 7828 ## Einordnung Der Newsletter zeichnet ein bewusst polarisierendes Bild und stellt die "Bürger:innen" einer homogen dargestellten Gruppe von "Tech-Oligarchen" gegenüber. Die Perspektive der kritisierten Akteur:innen oder mögliche positive Aspekte von "Disruption" und "Effizienz" werden konsequent ausgeblendet. Die Argumentation basiert auf der impliziten Annahme, dass die amerikanischen Gründungsideale einen unanfechtbaren moralischen Maßstab darstellen und die Motive der Tech-Elite ausschließlich auf Machterhalt und Kontrolle abzielen. Damit bedient der Text die Interessen einer liberal-demokratischen Leserschaft, die dem wachsenden Einfluss des Silicon Valley kritisch gegenübersteht, und stärkt eine anti-oligarchische Position. Das zentrale Framing "Bürger:innen gegen Bauern" ist ein rhetorisch wirkungsvolles Mittel, das eine historische Analogie zum Feudalismus herstellt und die Bedrohung für die Demokratie dramatisiert. Der Autor nutzt patriotische Narrative und historische Bezüge zur Amerikanischen Revolution und zu Abraham Lincoln, um die eigene Position als Verteidigung der "wahren" amerikanischen Werte zu legitimieren. Argumentative Schwächen liegen in der pauschalen Dämonisierung einer ganzen Gruppe und dem Mangel an differenzierten Betrachtungen. Der Text ist gesellschaftlich hochrelevant, da er die Spannungen zwischen technokratischen Machtansprüchen und demokratischen Prinzipien thematisiert. Er ist lesenswert für alle, die eine scharfe, polemische Kritik an der Machtkonzentration im Technologiesektor suchen und eine leidenschaftliche Verteidigung der bürgerlichen Selbstbestimmung schätzen. Wer eine ausgewogene, multiperspektivische Analyse erwartet, wird hier jedoch nicht fündig.