Im Falter-Radio spricht Florian Klenk mit Christina Salzborn, seit fast 20 Jahren Strafrichterin und Mediensprecherin des Wiener Straflandesgerichts, über das aufsehenerregende Urteil im Fall des zwölfjährigen Mädchens Anna. Zehn Jugendliche wurden freigesprochen, was bundesweit Empörung und politische Forderungen nach härteren Gesetzen auslöste. Salzborn erklärt, warum Teile des Verfahrens nicht öffentlich waren (Opfer- und Jugendschutz), warum der Vorwurf nicht „Vergewaltigung“ lautete, sondern „Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung“ (§ 205a StGB), und warum der Senat an deren Vorsatz zweifelte. Sie verteidigt den Freispruch mit dem Grundsatz „in dubio pro reo“ und kritisiert Politiker:innen, die ohne Sachkenntnis Urteile als „Skandal“ brandmarken. Die Diskussion zeigt, wie schwierig Sexualstrafrecht ist, wenn es auf Indizien und widersprüchliche Aussagen angewiesen ist, und wie Medien und Politik mit verkürzten Narrativen Vertrauen in die Justiz untergraben können.