Der Deutschlandfunk-Podcast "Der Tag" vom 26. August 2025 behandelt zwei zentrale Themen: die Zunahme rechtsextremer Vorfälle in der Bundeswehr und die Forderung nach Alterskontrollen für soziale Medien. Moderatorin Josephine Schulz spricht zunächst mit dem Investigativ-Journalisten Martin Kaul (WDR) über 280 gemeldete rechtsextreme Vorfälle 2024 (205 im Vorjahr) und 97 Entlassungen. Kaul betont, dass es sich um eine reale Zunahme handle, nicht nur um bessere Aufklärung, und nennt konkrete Beispiele wie Hitlergrüße und rassistische Lieder. Im zweiten Teil diskutiert Schulz mit Sebastian Meck (Netzpolitik.org) über mögliche Altersverbote für Social Media. Meck kritisiert Alterskontrollen als "Scheinlösung", da sie leicht zu umgehen seien und strukturelle Probleme wie algorithmische Suchtmechanismen nicht lösen. Stattdessen plädiert er für Regulierung der Geschäftsmodelle und stärkere Aufklärung. ### Rechtsextremismus in der Bundeswehr nimmt zu Die Zahl rechtsextremer Vorfälle in der Bundeswehr sei von 205 (2023) auf 280 (2024) gestiegen, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Politikerin Sarah Salihovic hervorgehe. Kaul betont: "Das ist schon eine signifikante Zunahme." Besonders brisant: 50 Fälle beträfen Hitlergrüße, darunter Soldaten, die sich gegenseitig damit grüßten. ### Bundeswehr reagiere sensibler, aber lückenhaft Kaul attestiert der Bundeswehr zwar "mehr Sensibilität" und bessere Gesetze zur Entlassung verfassungsfeindlicher Soldaten, räumt aber ein: "Rund 60 der beschuldigten Soldatinnen und Soldaten [hätten] auch nach der Beschuldigung immer noch Zugang zu Waffen [gehabt]." Die Hürden für Anzeigen seien nach wie vor hoch. ### Alterskontrollen für Social Media als "Scheinlösung" Meck kritisiert die Forderung nach strikten Altersgrenzen (z.B. TikTok erst ab 16) als "Gummihammer-Debatte". Alterskontrollen seien technisch leicht zu umgehen (VPN, Tor-Browser) und würden Jugendliche lediglich zu unregulierten Plattformen treiben: "Das eigentliche Schutzziel [...] wird nicht wirksam gelöst." ### Geschäftsmodelle statt Symptome bekämpfen Meck fordert stattdessen die Regulierung suchterzeugender Algorithmen: "Man kann die Sogwirkung abstellen." Das Digital Services Act (DSA) biete bereits Werkzeuge, etwa die Pflicht zur Abschaltung empfehlungsbasierter Feeds für Minderjährige. Dies sei "radikaler als Alterskontrollen", da es direkt die Milliarden-Geschäftsmodelle der Konzerne treffe. ## Einordnung Der Podcast zeigt journalistische Professionalität: komplexe Themen werden sachlich aufbereitet, unterschiedliche Perspektiven (Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft) eingebunden und ohne moralisierende Überheblichkeit diskutiert. Besonders positiv: Die Expert:innen werden nicht instrumentalisiert, sondern dürfen differenzierte Argumente entfalten. Kritikwürdig bleibt, dass die Perspektive betroffener Soldaten oder Jugendlicher fehlt – die Diskussion bleibt auf Expert:innen und Politik beschränkt. Die Einordnung der Rechtsextremismus-Debatte als "gesamtgesellschaftliches Problem" ist zwar richtig, entlastet die Bundeswehr aber möglicherweise zu sehr von eigener Verantwortung.