Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast: #238 Hocheggers Schattenrepublik #4: "Das muss inszeniert werden"
Investigative Podcast-Serie rekonstruiert die Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger über seine Beziehungen zu Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser.
Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast
7 min read3822 min audioDie vierte Episode der investigative Serie über die Memoiren des Lobbyisten Peter Hochegger konzentriert sich auf dessen Beziehung zu Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser. Hochegger beschreibt, wie eine anfängliche Autokauf-Gefälligkeit zu einer engen Geschäftsbeziehung mit Meischberger und Grasser führte. Nach Grassers Amtsantritt als Finanzminister 2000 organisierte Hochegger eine 2,7-Millionen-Schilling teure Boulevardkampagne für die FPÖ und gründete mit Meischberger die Firma Valora als Vehikel für staatliche Aufträge. Die Episode zeigt, wie sich persönliche Netzwerke, politische Macht und lukrative Geschäfte systematisch verbanden.
### 1. Der Beginn einer lukrativen Freundschaft
Hochegger habe Meischberger über Grasser kennengelernt, nachdem ihm dieser beim Autokauf geholfen habe. Danach seien die beiden sich schnell näher gekommen. Meischberger habe Hochegger dazu gebracht, für eine Privatstiftung des damaligen Bundeskanzlers zu spenden und ihm so Zugang zu politischen Kreisen verschafft. „Ich habe mit dem Meischberger ein gutes Verhältnis gehabt. Ich habe ihn über den Herrn Grasser kennengelernt. Er hat ein Auto gekauft und hat mich gebeten, ihm behilflich zu sein beim Autokauf.“
### 2. Erste Begegnung mit dem späteren Finanzminister
Die erste Begegnung mit Grasser 1999 in einer Kärntner Gaststätte habe einen positiven Eindruck hinterlassen. Grasser sei als tatkräftig, freundlich und intelligent erschienen. „Der Grasser war in Kärnten Landesrat und war sehr umtriebig. Er ist natürlich ein Mann, der immer gern im Mittelpunkt steht, das hat sich ja bewiesen.“
### 3. Die große Medienkampagne für die FPÖ
Nach Grassers Ernennung zum Finanzminister habe Hochegrt eine aggressive Propagandakampagne mit Boulevardinseraten organisiert. Die Inserateblöcke in Kronenzeitung und Co. hätten 2,7 Millionen Schilling gekostet und seien als großer Erfolg gefeiert worden. „Die Kampagne hatte eine Laufzeit von vier Wochen und kostete die FPÖ rund 2,7 Millionen Schilling. Aus Sicht Hocheggers sei die Kampagne ein voller Erfolg gewesen.“
### 4. Die Gründung von Valora als Geschäftsvehikel
Hochegger und Meischberger hätten sich auf eine 50-50-Beteiligung an der Firma Valora geeinigt. Die Firma solle als Vehikel dienen, um Geschäfte für den Staat abwickeln zu können: „diese Firma ein Vehikel sein sollte, um Geschäfte für den Staat abwickeln zu können.“
### 5. Das Karussell der Macht
Hochegger beschreibt das System als Karussell, aus dem es kein Entrinnen gegeben habe. „Das Schlimme war, dass dieser Karussell, wo man sich drinnen bewegt hat und das ist dieses Karussell der Macht, der Gier, der Wünsche und der Eitelkeiten, dass man da nicht rauskommt, weil man sich von der einen Seite zur anderen Seite bewegt.“
### 6. Eine systematische Korruption
Die Episode zeigt, wie sich persönliche Beziehungen, politische Macht und wirtschaftliche Interessen systematisch verbanden. Diese Verbindung sei für alle Beteiligten lukrativ gewesen.
## Einordnung
Die Episode demonstriert investigative Qualität durch sorgfältige Recherche und Quellenarbeit. Die Journalist:innen lassen Hochegger selbst erzählen und stellen seine Memoiren in den Kontext der politischen Machenschaften. Besonders bemerkenswert ist die nüchterne Erzählweise, die auf plumpe Skandalisierung verzichtet und stattdessen präzise zeigt, wie sich ein System politischer Korruption etabliert. Die journalistische Haltung bleibt analytisch und kritisch, ohne sich in parteipolitischen Schuldzuweisungen zu verlieren. Die Serie arbeitet transparent und unterstreicht die Bedeutung einer unabhängigen Presse. Als Publikum erhält man hier einen anschaulichen Einblick in die Mechanismen österreichischer Korruptionsfälle.