The Rest Is Politics: 451. Is Trump Destroying the UN?
Die UN in der Trump-Falle: Campbell & Stewart analysieren, warum die USA die Weltorganisation blockieren und warnen vor der Normalisierung extremistischer Politik.
The Rest Is Politics
59 min read3254 min audioAlastair Campbell und Rory Stewart diskutieren in dieser Folge von "The Rest Is Politics" die Krise der Vereinten Nationen angesichts von Donald Trumps finanziellen Kürzungen und politischer Blockadehaltung. Sie werfen den USA vor, die UN zu untergraben, indem sie Palästinenser:innen Visa verweigern und Sanktionen gegen den Internationalen Strafgerichtshof erwägen. Beide sprechen sich dafür aus, die UN-Hauptquartiere aus New York zu verlegen, sollten die USA ihre Rolle als neutraler Gastgeber nicht mehr erfüllen. Im zweiten Teil analysieren sie Ed Daveys Rede beim Liberal-Demokraten-Parteitag und kritisieren die verzerrte Medienaufmerksamkeit zugunsten von Nigel Farage trotz dessen radikaler Abschiebepläne für Menschen mit unbefristetem Aufenthaltsstatus. Campbell und Stewart beklagen, dass extremistische Positionen zunehmend normalisiert würden, während gemäßigte Stimmen wie die der Liberal Democrats systematisch herabgesetzt werden.
### Die USA sabotieren die UN humanitär und politisch
Die USA hätten unter Trump ihre finanzielle Unterstützung für UN-Hilfsorganisationen drastisch reduziert – 40-50 % der Budgets für Weltnahrungsprogramm, UNICEF oder UNHCR seien weggebrochen. Stewart zitiert einen UN-Mitarbeiter: "The United States now vetoes anything which refers to the sustainable development goals." Die Folgen träfen nicht die "Beamten in New York", sondern Menschen in Not in Somalia oder Sudan.
### Palästina anerkennen – Symbolik mit strategischer Wirkung
Campbell betont, dass die Anerkennung Palästinas durch Großbritannien, Frankreich und andere zwar "nicht über Nacht" Wirkung zeige, aber langfristig zähle: "Israel is never going to be secure unless Palestinians have freedom, and Palestinians are never going to have freedom unless Israel is secure." Die vier von fünf Vetomächten außer den USA hätten diesen Schritt bereits vollzogen.
### Reform UK profitiert von unverhältnismäßiger Medienaufmerksamkeit
Die Gastgeber monieren, dass Nigel Farages Partei mit fünf Abgeordneten mehr Sendezeit erhalte als die Liberal Democrats mit 72 Sitzen. Campbell nennt als Beispiel, wie Farages Plan, Menschen mit permanentem Aufenthaltsstatus zur Neu-Antragstellung zu zwingen, breit diskutiert werde, während Ed Daveys Forderung, Elon Musk wegen Hassrechts zu verhaften, vernachlässigt werde.
### Extremismus wird normalisiert, Gemäßigte verlieren Sichtbarkeit
Stewart warnt, dass durch diese Mediendynamik extreme Positionen salonfähig würden: "What does that leave the Tories with?" Die ehemalige Mitte der Konservativen sei zu den Liberal Democrats abgewandert, während die rechte Flanke zu Reform übergelaufen sei – ein Prozess, der die politische Mitte schwäche.
## Einordnung
Campbell und Stewart liefern eine fundierte, wenn auch britisch-zentrierte Analyse globaler und nationaler Politik. Ihre Stärke liegt in der souveränen Verbindung historischem Wissen mit Insider-Informationen – etwa wenn Stewart die konkreten Folgen von US-Budgetkürzungen für Hilfsprojekte schildert. Beide pflegen einen respektvollen, faktenorientierten Diskussionsstil; selbst bei deutlicher Kritik an Trump, Netanyahu oder Farage entlarven sie Widersprüche ohne zu polemisieren. Besonders wertvoll ist ihre Selbstreflexion: Campbell räumt ein, die Liberal Democrats früher unterschätzt zu haben, und beide hinterfragen das britische Mehrheitswahlrecht angesichts eines fragmentierten Parteiensystems. Kritisch anzumerken ist, dass sie westliche Außenpolitik oft als moralischen Maßstab werten, ohne strukturelle Machtinteressen gleichermaßen zu hinterfragen – etwa wenn die britische Palästina-Anerkennung als selbstlose Geste erscheint. Dennoch bietet der Podcast eine der besonnensten Analysen aktueller Politik, die sich durchweg für eine aufgeklärte, internationale und rechtsstaatliche Position einsetzt.