In der dritten Folge der Serie über Peter Hocheggers Memoiren zeigt Michael Nikbakhsh, wie der Lobbyist systematisch Angst als Geschäftsmodell nutzte – von Tschernobyl-Geigerzählern bis zur „Dämonisierung“ der Zecke für Impfstoff-Kampagnen. Hochegger beschreibt offen, wie er mit fragwürdigen Studien, ORF-Redaktionen und konstruierten Feindbildern die öffentliche Meinung lenkte. Die 15-minütige Episode wirft einen schonungslosen Blick auf die Mechanismen politischer PR in Österreich. ### 1 Tschernobyl als Profitquelle Hochegger bezeichnete die Reaktorkatastrophe vom 26. April 1986 als „Meilenstein“ seiner Karriere. Er ließ 5.000 Spielzeug-Geigerzähler aus Hongkong einfliegen und verkaufte sie als angeblichen Schutz vor Strahlung. "Die Leute sind uns die Tür eingerannt, um so ein Geigerzähler zu kaufen", erinnert er sich. Die Geräte seien „nur so eine Art Show-Geräte“ gewesen. ### 2 Wissenschaftliche Studien auf Bestellung Der Lobbyist gibt offen zu, „käufliche“ Professoren gezielt für Auftragsstudien eingesetzt zu haben. „Wir haben Studien in Auftrag gegeben, die dann unsere Meinung bestätigt haben“, sagt Hochegger. Es handle sich um ein „offenes Geheimnis“, dass Wissenschaftler:innen für PR-Zwecke produzierten. ### 3 ORF-Sendung „wir“ als verdeckte Werbeplattform Hochegger platzierte über Jahre Produkte seiner Auftraggeber in der Konsumentensendung „wir“. Die Redaktion habe „gar nicht gemerkt, dass das eigentlich Werbung ist“, sie habe die Beiträge „als redaktionellen Beitrag gesehen“. So ließ er scheinbar neutrale Berichte als Werbung erscheinen. ### 4 Angst vor Zecken als Impfstoff-Marketing Für einen Pharmakonzern inszenierte Hochegger eine Kampagne, die die Zecke „als gefährliches Tier“ etablierte. „Wir haben Geschichten erzählt, wie gefährlich die Zecke ist“, erzählt er. Ärzte und Wissenschaftler bestätigten die Botschaft, die Impfung lief sich danach „super verkaufen“. ### 5 Ablenkung statt Aufklärung statt Aufklärung Als die Asfinag wegen illegalen Mülls in die Kritik geriet, lenkte Hochegger die Aufmerksamkeit auf eine Auszeichnung für den Firmenchef. „Die ganze Berichterstattung über die Firma Asfinag ging dann über die Auszeichnung und nicht über den Müll“, erklärt er stolz. ## Einordnung Nikbakhsh präsentiert Hocheggers Manöver als offengelegte Skandale, ohne sie zu verharmlosen. Die journalistische Leistung liegt darin, dem Lobbyisten selbst Widersprüche und Zynismus vorzuhalten – etwa wenn dieser billige Spielzeuge als Strahlenschutz verkaufte oder wissenschaftliche Studien bestellte. Die 15 Minuten wirken wie ein kompakter Masterclass in österreichischer PR-Macht: Es geht um gekaufte Wissenschaft, um die Schwächen des ORF und darum, wie Angst systematisch als Geschäftsmodell funktioniert. Besonders bemerkenswert: Hochegger liefert praktisch eine Anleitung zur Desinformation, die bis heute Gültigkeit hat. Die Folge zeigt, dass unabhängiger Journalismus nicht länger braucht, um brisant zu sein – wenn er nur genau hinhört.