Money Stuff: The Podcast: Matt Levine Ripped My Face Off: CEF, FX, A
Die Bloomberg-Kolumne "Money Stuff" zeigt, wie Finanzprodukte private Tech-Bewertungen in reine Wetten verwandeln und warum selbst reiche Kund:innen plötzlich vor Verlusten stehen.
Money Stuff: The Podcast
32 min read1583 min audioKatie Greifeld und Matt Levine diskutieren in der Bloomberg-Finanzkolumne "Money Stuff" die neuesten Konstruktionen, mit denen Kleinanleger:innen an privaten Tech-Riesen wie SpaceX oder OpenAI partizipieren könnten – ohne die Aktien je zu besitzen. Dabei geht es um gegengleichlaufende geschlossene Fonds, die auf Basis von Swaps auf einen „Prime-Unicorn-Index“ auf- und absteigen. Weiterhin analysieren sie, wie UBS-Kund:innen durch komplexe Devisenderivate („Range Target Profit Forwards") millionenschwere Verluste erlitten hätten, weil sie angeblich das Risiko nicht verstanden hätten. Schließlich werfen sie einen Blick auf Floridas prekäre Versicherungslandschaft, in der laut einem Bericht schlecht kapitalisierte Gesellschaften mit Bestnoten der Ratingagentur Demotech Hausbesitzern Policen verkaufen, die bei großen Hurrikans möglicherweise nicht zahlen könnten.
### 1. Neue Finanzprodukte würden reine Wetten auf private Unicorns ermöglichen
River North habe zwei geschlossene Fonds aufgelegt, die sich gegenseitig neutralisieren: einen Long- und einen Short-Fonds auf denselben Index aus SpaceX, Anthropic und Co. Anleger:innen würden nicht in die Unternehmen investieren, sondern lediglich auf deren hypothetische Bewertung spekulieren. Levine zufolge sei das Netto-Exposure null: „You just offset retail bets against each other.“
### 2. UBS-Kund:innen hätten durch FX-Derivate hohe Verluste erlitten
Die Financial Times berichte, dass Kund:innen von UBS mit sogenannten Range Target Profit Forwards bis zu 15 % ihres Vermögens verloren hätten. Das Produkt habe begrenztes Aufwärtspotenzial bei unbegrenztem Verlustrisiko geboten. Nach dem „Liberation Day“-Dollar-Einbruch habe die Bank mehr als 100 „Goodwill-Payments“ geleistet, um die Verluste teilweise zu erstatten.
### 3. Floridas Versicherungsmarkt würde auf möglicherweise unzureichender Kapitalisierung beruhen
Kleine Versicherer mit A-Noten der Ratingagentur Demotech seien laut Presseberichten 30-mal häufiger insolvent geworden als konkurrierende Agenturen. Die Politik lasse dies zu, weil günstige Policen kurzfristig den Immobilienmarkt stabilisieren – mögliche Schäden nach Hurrikans würden später von staatlichen Garantiefonds abgedeckt.
### 4. Die Grenzen zwischen Investieren und Wetten verschwänden zunehmend
Levine und Greifeld stellen fest, dass viele Produkte inzwischen reine Glücksspielkontrakte seien: „Everything is just gambling, right? That's truly the reality that we're stepping towards.“ Die Reduktion auf Preisbewegungen ohne wirtschaftliche Grundlage mache aus Kund:innen reine Gegenspieler:innen.
## Einordnung
Die Episode demonstriert eindrucksvoll, wie Bloomberg-typisch komplexe Finanzthemen mit sachlicher Leichtigkeit und Ironie vermittelt werden. Levine nutzt seine Expertise als ehemaliger Derivate-Verkäufer, um sowohl die Konstruktionslogik der Produkte als auch die strukturellen Anreize der Beteiligten zu entlarven – ohne dabei in billige Banken-Bashing zu verfallen. Besonders bemerkenswert ist die Offenheit, mit der die Grenzen zwischen regulierter Geldanlage und unreguliertem Wetten ausgelotet werden. Die Perspektive bleibt dabei klar US-zentriert; internationale Regulierungsansätze oder europäische Kundenschutzmechanismen werden nicht thematisiert. Die Kritik an schwach kapitalisierten Versicherern und großzügigen Ratings bleibt sachlich – eine klare Warnung an potenzielle Käufer:innen, ohne moralisierenden Zeigefinger. Für Hörer:innen, die strukturiert über die neuesten Finanzkonstruktionen informiert werden möchten, liefert die Folge trotz der lockeren Tonlage erheblichen Informationswert.
Hörempfehlung: Wer verstehen will, wie moderne Finanzprodukte private Tech-Bewertungen in handelbare Wetten verwandeln und warum selbst vermögende Anleger:innen plötzlich vor unbegrenzten Verlusten stehen, bekommt hier eine unterhaltsame und fundierte Einführung.