Rick Rubin erklärt, wie ein Meme über „Vibe Coding“ ihn dazu brachte, ein Buch über etwas zu schreiben, das er nicht beherrscht: Programmieren mit KI. Als Reaktion auf den viralen Tweet „Tools will come and tools will go, only the vibe coder remains“ stoppte er alle Projekte und verfasste in wenigen Wochen „The Way of Code“, eine Neuinterpretation des Daodejing für Entwickler:innen. Rubin sieht darin keine Satire, sondern eine spirituelle Einladung an Tech-Menschen, sich mit uralter Weisheit zu verbinden. Er hofft, dass Programmierer:innen durch losgelassenes, egoleeres Arbeiten bessere, menschlichere Technik bauen. Interaktive KI-generierte Begleitbilder und Prompts auf der Website sollen jede:n sofort selbst „vibe coden“ lassen – ohne Vorkenntnisse, so wie Punk Musik von Konservatorien befreite. Rubin betont, KI könne zwar Empathie erklären, aber nicht fühlen; genau darin liege der Unterschied zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz. Die Episode endet mit der Einsicht, dass das Projekt zwar absurd begann, aber eine ernsthafte Brücke zwischen Technik und Spiritualität schlagen könnte. ### 1. Ein Meme als Auslöser Rubin erklärt, dass sein Tweet „Tools will come and tools will go, only the vibe coder remains“ innerhalb von Tagen Millionen Views erreichte. Diese Resonanz habe ihn überzeugt, „ein Buch über etwas zu schreiben, von dem ich nichts verstehe“, um Tech-Menschen mit metaphysischen Ideen zu konfrontieren. ### 2. Vom Joke zur spirituellen Mission Anfangs habe er das Projekt als Witz verstanden – ein Buch über ein gerade erst entstandenes Meme, basierend auf einem 3.000 Jahre alten Text. Doch während der Arbeit übernahm das Daodejing die Führung: „Der Witz wurde ernst, weil der Text ernst ist.“ Das Buch wolle Programmierer:innen dazu einladen, „zeitlose Weisheit“ in ihre Arbeit einfließen zu lassen. ### 3. Vibe Coding als „Punk Rock der Programmierung" Rubin vergleicht Vibe Coding mit Punk und Hip-Hop, weil es Programmieren von elitärer Virtuosität befreie: „Jeder kann es jetzt.“ Die dazugehörige Website ermöglicht es Besucher:innen, durch einfachen Sprach-Input KI-Bilder zu generieren und sofort selbst zu experimentieren. ### 4. KI als Erklärer, nicht als Fühler Ein zentrales Argument: KI könne Gefühle beschreiben, aber nicht empfinden. Menschen beten unter Druck, KI tut das nie – „das fehlende Stück im Puzzle“. Wer die Zukunft baue, brauche deshalb spirituelle Orientierung, um menschenfreundliche Technik zu gestalten. ### 5. Zeitdruck versus Beständigkeit Rubin unterbrach alle laufenden Projekte, weil Memes schnell verblassen. Das Buch entstand in wenigen Wochen, wurde aber bewusst als interaktive Website veröffentlicht, um die lange Verlagszeit zu umgehen und die Timeliness zu wahren. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein freundschaftliches Gespräch zwischen zwei Tech-Insidern, das durch ständige Wiederholungen und Selbstbestätigungen an Fahrt verliert. Rubins These, nur eine spirituelle Transformation der Programmierer:innen könne KI-Systemen Ethik verleihen, bleibt unausgeglichen: Kritische Stimmen aus der Tech-Welt, feministische oder ökonomische Perspektiven fehlen. Stattdessen zementiert das Format die Position des Guru-Rubins, der in sanftem Ton westliche Selbstoptimierung mit östlicher Philosophie verklärt. Die Werbung für Nikotin-Produkte („Athletic Nicotine“) kurz nach spirituellen Passagen wirkt dabei besonders kontraproduktiv. Wer die Episode hört, gewinnt Einblicke in ein kreatives Experiment, sollte aber die fehlende Diskussion von Machtverhältnissen und die einseitige Besetzung des Diskurses mitbekommen.