Die Journalist:innen Kevin Roose und Casey Newton diskutieren in dieser "Back to School"-Folge, wie Künstliche Intelligenz das Bildungssystem verändert. Als erstes stellen sie MacKenzie Price, Mitbegründerin der privaten Alpha Schools, vor. Sie erklärt, wie ihre Schulen mit nur zwei Stunden algorithmisch personalisiertem Unterricht am Tag auskommen und den Rest der Zeit für projektbasierte "Life Skills" nutzen. Kritisiert wird daran vor allem die Selektion wohlhabender Familien und die Abhängigkeit von extrinsischer Motivation (etwa Spielgeld "Alpha Bucks"). Im zweiten Teil spricht der Princeton-Historiker D. Graham Burnett über die Zukunft der Geisteswissenschaften: Er hält ein Ende der klassischen Textkultur für unausweichlich, sieht aber Chancen für neue, mündlich-diskursive Formate. Universitäten müssten sich seiner Ansicht nach auf eine Post-Text-Ältereitschaft einstellen, wobei große Teile der geisteswissenschaftlichen Bildung künftig außeruniversitär stattfinden könnten. Die Diskussion bleibt weitgehend auf Eliteperspektiven beschränkt; Lehrkräfte oder Bildungsforscher:innen kommen kaum zu Wort. ### Alpha Schools komprimieren Unterricht auf zwei Stunden durch KI-gestützte Individualpläne Price erklärt, dass Algorithmen Lücken im Wissensstand jedes Kindes erkennen und daraufhin personalisierte Aufgaben generieren; dadurch sei ein ganzer Schultag auf 25-minütige Lernblöcke reduzierbar. ### Lehrpersonen werden zu "Guides" und sollen vor allem Motivation erzeugen Statt Inhalte zu lehren, konzentrieren sich die Begleiter:innen laut Price auf psychologische Unterstützung, Lernstrategien und individuelle Motivationsangebote – etwa ein gemeinsames Vogelbeobachten. ### Alpha Bucks: Schulgeld als Spielgeld, um Kinder zum Lernen zu bewegen Die Schule führt eine eigene Währung ein. Schüler:innen erhalten digitale Dollar für erbrachte Leistungen und üben so Sparen, Investieren und Spenden – ein Konzept, das auf extrinsische Anreize setzt. ### Burnett sieht das Ende der langen Texte und fordert neue mündliche Formate Der Historiker argumentiert, immersive Lesekultur verschwinde; künftige Geisteswissenschaft solle sich auf kurze Textausschnitte, performative Übungen und Diskussionen verlagern. ### Elite-Universitäten werden überleben, viele andere könnten schließen Burnett prognostiziert, nur wenige reiche Hochschulen blieben unverändert; die meisten müssten sich neu erfinden oder würden verschwinden. Stattdessen entstünden zahlreiche kleine, neue Bildungsstätten außerhalb des traditionellen Systems. ### Kritik an EdTech-Historie und Warnung vor wiederholten Technologie-Hypes Die Moderator:innen erinnern an gescheiterte Versprechen früherer Bildungstechnologien; Price entgegnet, frühere Produkte hätten Motivation vernachlässigt – ihr Ansatz kombiniere deshalb KI mit starker Betreuung. ## Einordnung Die Sendung liefert eine unterhaltsame, aber sehr elitenzentrierte Debatte. Weder Lehrkräfte aus dem öffentlichen Schulsystem noch Bildungsforscher:innen kommen zu Wort; stattdessen erhalten Unternehmer:innen und ein Princeton-Professor ein Mikrophon. Das führt zu interessanten, jedoch unausgewogenen Perspektiven: Die Alpha-Founderin spricht von 99. Perzentilen ohne unabhängige Studien oder Langzeitdaten; der Historiker verkündet das Ende der Lektüre, ohne repräsentative Belege zu nennen. Kritische Fragen – etwa nach Datenschutz, Lehrkraft-Dequalifizierung oder sozialer Selektion – werden nur oberflächlich gestellt. Die Folge wirkt wie ein Prototyp für Tech-Journalismus, der Zukunftsszenarien lieber ausposaunt als gegenwärtige Machtverhältnisse zu hinterfragen. Wer neue Unterrichtsmodelle oder die Zukunft der Geisteswissenschaften sucht, bekommt spannende Thesen; wer eine strukturierte Analyse von Chancen und Risiken erwartet, geht leer aus. Hörempfehlung: Ja, wenn du einen schnellen Überblick über experimentelle KI-Schulen und die Elite-Diskussion um digitale Bildung willst – mit klarer Warnung, dass viele Stimmen fehlen.