Tech Won't Save Us: Decomputing For a Better Future w/ Dan McQuillan
Tech-Kritiker diskutieren Widerstandsstrategien gegen die unkritische KI-Adoption durch Regierungen und entwickeln Alternativen zum Silicon Valley-Solutionismus.
Tech Won't Save Us
3501 min audioDer Tech-Kritiker Paris Marx diskutiert mit Dan McQuillan, Dozent am Goldsmiths College und Autor von "Resisting AI", über die bedenkliche Eile, mit der Regierungen weltweit KI-Technologien einführen, und entwickelt Ansätze für Widerstand und Alternativen.
### Regierungen forcieren KI-Adoption ohne kritische Prüfung
McQuillan kritisiert scharf, dass Regierungen wie die britische Labour-Regierung KI-Technologien "um jeden Preis" einführen würden, ohne deren gesellschaftliche Auswirkungen zu hinterfragen. "Die Regierung ist völlig darauf fixiert, dass wir eine KI-Supermacht werden müssen", erklärt er und warnt vor der unkritischen Übernahme der Silicon Valley-Narrative über technologischen Fortschritt.
### Bildungssektor wird zur KI-Testzone
Besonders problematisch sei die schnelle KI-Integration in Bildungseinrichtungen. McQuillan berichtet, dass "akademische Institutionen diese Technologien rapide übernehmen, mit ein wenig Hilfe von Industrieführern". Er warnt vor der Instrumentalisierung von Schüler:innen und Student:innen als unwissende Versuchsobjekte für unausgereifte KI-Systeme.
### "Decomputing" als Widerstandsstrategie
Als Alternative entwickelt McQuillan das Konzept des "Decomputing" - ein bewusster Rückbau technologischer Abhängigkeiten. "Wir müssen kritisch überdenken, welche Technologien wir wirklich brauchen und welche uns nur aufgedrängt werden", argumentiert er. Dabei gehe es nicht um Technikfeindlichkeit, sondern um bewusste Entscheidungen für menschenzentrierte Lösungen.
### Kollektive Alternativen statt Tech-Solutionismus
Beiden Gesprächspartnern zufolge müssten Bürger:innen gemeinsam "eine kollektive Zukunft entwickeln, die allen nützt", statt sich passiv den Visionen der Tech-Industrie zu unterwerfen. Als positives Beispiel nennt McQuillan das "GKN Factory Collective" als inspirierendes Beispiel kollektiven Handelns gegen industrielle Umstrukturierung.
## Einordnung
Das Gespräch bietet eine fundierte Kritik am aktuellen KI-Hype, die über oberflächliche Technikkritik hinausgeht und strukturelle Machtfragen stellt. McQuillans akademischer Hintergrund und Marx' journalistische Expertise ergänzen sich zu einer differenzierten Analyse, die sowohl konkrete Probleme benennt als auch konstruktive Alternativen entwickelt. Besonders wertvoll ist die Verbindung von Technikkritik mit konkreten Widerstandsstrategien - vom "Decomputing"-Konzept bis zu kollektiven Organisationsformen. Die Diskussion bleibt dabei stets sachlich und vermeidet sowohl naive Technikeuphorie als auch pauschale Ablehnung. Allerdings dominiert eine eher akademisch-aktivistische Perspektive, während praktische Umsetzungsfragen und mögliche Kompromisslösungen weniger Raum erhalten. Die Analyse der Machtstrukturen hinter der KI-Entwicklung ist scharf und berechtigt, könnte aber durch konkretere Handlungsanleitungen für Durchschnittsbürger:innen ergänzt werden.