Die Episode "Table Today" vom 8. Oktober 2025 diskutiert die Krise der deutschen Autoindustrie, strukturelle Wirtschaftsreformen und interne Koalitionskonflikte. Zu Gast sind Arndt G. Kirchhoff (VDA-Vizepräsident und CEO der Kirchhoff-Gruppe) sowie Gitta Connemann (Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung). Kirchhoff fordert Technologieoffenheit statt starrer Klimaziele und setzt auf Range Extender als Kompromisslösung. Connemann plädiert für Sozialreformen, u.a. Abschaffung der telefonischen Krankschreibung und Einschränkung kirchlicher Feiertage. Die Moderatoren Helene Bubrowski und Michael Bröcker analysieren zudem die umstrittene Rolle von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche zwischen Klimazielen und wirtschaftsliberaler Reformagenda. ### Range Extender als Rettung für die Autoindustrie Kirchhoff beschreibt Range Extender als kleine Generatoren, die Batterien laden und nur etwa einen Liter pro 100 Kilometer verbrauchen würden. Diese Technologie könne die deutsche Autoindustrie vor dem Kollaps retten, da Konsument:innen aktuell noch nicht bereit seien, auf Elektroautos umzusteigen. Der Verbraucher sei die „Grenze“, nicht die Technologie. ### Infrastruktur als zentrale politische Aufgabe Die Politik werde kritisiert, weil sie Ziele setze, ohne die nötige Infrastruktur mitzuwachsen. Kirchhoff fordert, dass der Staat die Ladeinfrastruktur bereitstellen müsse, da weder Bürger noch Unternehmen diese allein tragen könnten. Ohne diese Voraussetzungen werde die Mobilitätswende scheitern. ### Klimaziel 2035 als unrealistisch Das EU-Ziel, ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen, werde von Kirchhoff als unrealistisch bezeichnet. Stattdessen solle man auf 2045 ausweichen und den Hochlauf von Elektromobilität parallel zum Kundenbedarf steuern. Strafzahlungen in Milliardenhöhe würden die Industrie bestrafen, die den Wandel erst ermögliche. ### Sozialreformen statt Feiertage Connemann fordert strukturelle Reformen zur Entlastung der Wirtschaft. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall koste 82 Milliarden Euro jährlich. Sie plädiert für ein europäisches Modell mit weniger großzügigen Regeln, etwa die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung und den Verzicht auf arbeitsfreie kirchliche Feiertage wie den Reformationstag. ### Reiche als „schwarze Mamba“ der Koalition Die Wirtschaftsministerin Katherina Reiche wird intern als „schwarze Mamba“ bezeichnet – resolut, aber kommunikationsunfreundlich. Sie verfolge eine harte angebotsorientierte Politik, stöße bei der SPD auf Widerstand und werde von Friedrich Merz gestützt. Ihre Gaskraftwerkstrategie sorge für Verunsicherung, da Gaskraftwerke nicht zwingend wasserstofffähig sein müssten. ## Einordnung Die Episode zeigt ein professionelles journalistisches Format mit klaren Interviews und analytischem Background. Die Moderatoren arbeiten kritisch heraus, wie Wirtschaftsinteressen mit Klimapolitik kollidieren – ohne dabei parteipolitisch Stellung zu beziehen. Interessant ist die diskursive Balance: Während Kirchhoff unternehmerische Sorgen vor dem Hintergrund mangelnder Infrastruktur und Konsument:innen-Zögerung artikulieren darf, bleibt offen, ob seine Forderung nach Aufweichen des 2035-Ziels mit dem Pariser Klimaziel vereinbar wäre. Die Kritik an Reiche bleibt persönlich („schwarze Mamba“, „kein Small Talk“), ohne ihre inhaltlichen Positionen ausführlich zu hinterfragen. Die Sozialreform-Vorschläge von Connemann werden nicht konfrontativ hinterfragt – etwa zu Studienlage oder Verteilungswirkung. Insgesamt ein informativer, aber kein besonders tiefgründiger Einblick in die wirtschaftspolitischen Machtkämpfe der Bundesregierung.