The 404 Media Podcast: Google Is Exposing Peoples’ ChatGPT Secrets
Investigative Journalist:innen enthüllen massive Datenleaks und erklären, warum britische Altersverifizierung gefährlicher ist als gedacht.
The 404 Media Podcast
46 min read3347 min audioDie 404-Media-Podcast-Folge dreht sich um drei Hauptthemen: den massiven Datenleak der Dating-Safety-App "T", die britische Online-Safety-Act-Pflicht zur Altersverifizierung und die Folgen für Reddit & Co. sowie die Rolle von Zahlungsdienstleistern bei der Zensur von Inhalten. Die Journalist:innen Joseph Cox, Sam Cole, Emanuel Maiberg und Jason Koebler diskutieren, wie 100.000 ChatGPT-Gespräche versehentlich über Google auffindbar waren, wie Wikipedia "AI-Slop" löscht und wie konservative Gruppen hinter Steam- und Itch.io-Sperren stehen.
### 1. Datenleak bei "T" offenbare 100.000 Nutzer:innenbilder und 1 Mio. private Nachrichten
Emanuel Maiberg schildert, wie ein IT-Mitarbeiter ihn am Freitagmorgen anrief und auf 4chan aufmerksam machte, wo "open season" herrschte: "drivers licenses and face pics, get the F in here before they shut it down". Die App habe Fotos von Ausweisen und Selfies ungeschützt in einer Firebase-Instanz gespeichert.
### 2. Zweiter Leak enthülle sensible DMs über Abtreibungen und Fremdgehen
Jason Koebler berichtet, dass ein Forscher eine weitere offene Datenbank fand, in der "any user's API key could query the entire database". Die Redaktion verifizierte die 1 Mio. Nachrichten, indem sie versuchte, mit gefundenen Nutzernamen neue Accounts anzulegen – was nicht möglich war, da die Namen bereits vergeben waren.
### 3. Britische Online-Safety-Act erzwinge Altersprüfung mit Ausweis oder Selfie
Sam Cole erklärt, dass ab sofort UK-Nutzer:innen auf Reddit-Subs wie r/IsraelCrimes oder r/UkraineWarFootage ihre ID hochladen müssen, um Inhalte zu sehen. Die Strafe für Nicht-Compliance liege bei 18 Mio. Pfund.
### 4. Zahlungsdienstleister und religiöse Gruppen würden "moralische" Zensur betreiben
Die Journalist:innen diskutieren, wie Exodus Cry und ähnliche Gruppen hinter Anti-Trafficking-Claims sämtliche Pornografie bekämpfen und Druck auf Kreditkartenfirmen ausüben. Sam Cole: "they define trafficking as porn, all porn, all sex work".
### 5. VPN-Nutzung explodiere als Reaktion auf "authoritäre" Internetgesetze
Die Maßnahmen führten zu massiven VPN-Downloads in UK und US-Bundesstaaten. Nutzer:innen wichen auf weniger sichere Plattformen aus oder nutzten Großeltern-Ausweise, um Spielzeitlimits zu umgehen.
### 6. Journalist:innen fühlten sich missverstanden: "Das war nie unser Forderung"
Joseph Cox betont, dass ihre Berichterstattung über Pornhub-Missstände nicht als Aufruf zur generellen Pornosperre gedacht war: "we never advocate for these type of solutions, these overbearing, terrible solutions".
## Einordnung
Die 404-Media-Journalist:innen liefern hier investigative Recherche auf höchstem Niveau – sie verifizieren Datenleaks sorgfältig, schützen Betroffene durch bewusste Nicht-Zitierung sensibler Inhalte und kontextualisieren komplexe Zensurmechanismen. Besonders bemerkenswert ist ihre Selbstreflexion: Sie machen transparent, wie ihre eigene Berichterstattung von konservativen Gruppen instrumentalisert wird. Die Diskussion um die britische Altersverifizierung zeigt die Gefahr von Lösungen, die mehr Probleme schaffen als sie lösen – von Datensicherheit bis zur Einschränkung von Pressefreiheit. Die Journalist:innen gelingen dabei das Spagat zwischen berechtigter Kinderrechte-Debatte und fundamentalen digitalen Grundrechten. Ihre Kritik an Zahlungsdienstleistern als informelle Zensoren ist fundiert, ohne Verschwörungstheorien zu bedienen. Hörer:innen erhalten eine differenzierte Analyse, die weder Panikmache noch Verharmlosung betreibt.