Im SPIEGEL-Spitzengespräch mit Markus Feldenkirchen blickt Kabarettist Dieter Nuhr auf sein Leben zurück. Er betont, sich selbst nicht als provokant zu erleben, sondern als harmoniebedürftig und schüchtern. Nuhr erzählt, wie er durch Zufall zur Bühne fand und seine Karriere startete. Über politische Figuren wie Friedrich Merz und Björn Höcke äußert er, dass diese großes "Humorpotenzial" böten. Nuhr distanziert sich von dem Image, er sei eine polarisierende Figur, und erklärt, dass er sich selbst als nachgiebig empfinde. Er diskutiert auch seine Einstellung zur politischen Satire und warum er Witze über bestimmte Politiker:innen mache. ### Nuhrs Selbstwahrnehmung: "Ich glaube nicht, dass ich wirklich provokant bin" Nuhr widerspricht der gängigen Wahrnehmung, er sei ein provokanter Kabarettist. Er erklärt: "Ich glaube nicht, dass ich wirklich provokant bin. Ich glaube, dass ich eigentlich überhaupt keine großen Differenzen auslöse." Diese Selbstwahrnehmung stehe im Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung als polarisierende Figur. ### Der Zufall brachte ihn auf die Bühne Nuhr erzählt, dass er eigentlich schüchtern sei und "kein Bühnentyp". Er landete nur durch ein Mädchen in einer Theatergruppe und bekam dann eine Hauptrolle in einem Musical. Dieser Zufall habe sein Leben auf eine neue Schiene gesetzt. ### Über das Humorpotenzial von Rechtspopulisten Nuhr erklärt, er sehe großes "Humorpotenzial" bei Figuren wie Friedrich Merz und Björn Höcke. Er finde, diese Mischung aus "großer Inspiration" mit "unmenschlicher Angstlosigkeit" biete viel Komik. ### Seine Haltung zur politischen Satire Nuhr betont, er wolle "nicht immer ins gleiche Horn tuten". Er finde es schwierig, über manche Politiker:innen Witze zu machen, wenn er deren Positionen nicht teile. Dies gelte besonders für Figuren wie Alice Weidel, die er als "seltsam ungreifbar" beschreibt. ### Einfluss seiner Kindheit und Sozialisation Nuhr beschreibt sich als braves Kind, das gelernt habe: "Ich komme mit einem Lächeln weiter als mit Rufen und Rumschreien." Seine Eltern hätten ihn viel Freiraum gelassen, was seine heutige Haltung prägte. ## Einordnung Das Gespräch wirkt wie ein gezielter Versuch, Dieter Nuhrs Image als provokanter Kabarettist zu entschärfen. Die journalistische Leistung bleibt oberflächlich: Feldenkirchen stellt zwar kritische Fragen, hinterfragt aber nicht nach. Besonders problematisch ist die Normalisierung rechter Positionen. Nuhr spricht unbefangen über das "Humorpotenzial" von Björn Höcke, ohne dessen rechtsextreme Positionen zu thematisieren. Die Gleichsetzung von Friedrich Merz und Höcke als gleichermaßen komische Figuren verharmlost die Gefahr des Rechtspopulismus. Der SPIEGEL verpasst hier, eine differenzierte Auseinandersetzung mit Nuhrs Positionen zu führen. Stattdessen wird eine Plattform geboten, auf der rechtspopulistische Akteure durch die Hintertür als normale politische Gegner erscheinen. Die Sendung entspricht eher einem Image-Pflege-Interview als einem kritischen Politik-Talk.