Im NDR-Podcast „Streitkräfte und Strategien“ (Folge vom 25. März 2025) diskutieren die ARD-Korrespondent:innen Kai Küstner und Stefan Niemann sowie der SWP-Ökonom Janis Kluge über Putins Präsentation des nuklearbetriebenen Marschflugkörpers „Burevestnik“, die neuen US-Sanktionen gegen Rosneft/Lukoil und systematische russische Drohnenangriffe auf ukrainische Zivilist:innen. Die Sendung wirbt mit investigativer Tiefe, bleibt aber bei allen Themen auf Expert:innen-Statements ohne eigene Recherche oder kritische Gegenrede. Es fehlt ein differenzierter Technik-Check zur Waffenglaubwürdigkeit, eine Selbstkritik an westlichen Sanktionsstrategien sowie ukrainische oder russische Stimmen jenseits offizieller Positionen. Stattdessen dominieren westliche Sicherheits- und Wirtschaftsframes; die Kriegsursachen, verhandlungsbereite Akteure oder zivile Perspektiven werden kaum beleuchtet. Die Argumentation bleibt linear: Russland droht, Sanktionen sind richtig, militärische Lösung alternativlos. Damit reproduziert der Podcast die offizielle NATO-Narration statt Machtverhältnisse zu hinterfragen. ### Putins neuer „Sturmvogel“ sei eher Propaganda als funktionierende Waffe Die Redaktion zitiert NATO-Experten, denen zufolge der nuklear angetriebene Marschflugkörper „Burevestnik“ technisch nicht ausgereift sei und frühere Tests in Todesopfern mündeten. „Die USA gehen eigentlich davon aus, dass er nicht funktionieren kann“, sagt Stefan Niemann; der Kreml wolle mit martialischen Videos im Staatsfernsehen den Westen einschüchtern. ### US-Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil gelten als Signal, nicht als Knock-out Janis Kluge begrüßt die erstmalige Sanktionierung der beiden Ölriesen: „Das ist ein wichtiges Signal“, weil nun „die wichtigen Unternehmen der russischen Wirtschaft ins Visier“ genommen würden. Gleichzeitig räumt er ein, sie würden Russlands Kriegswirtschaft „wohl nicht in ihren Grundfesten erschüttern“. ### Moskau habe sich an Sanktionen angepasst und könne den Krieg lange finanzieren Kluge betont, Russland habe neue Handelspartner in Asien gefunden und die Industrie auf Rüstung umgestellt; Devisenreserven reichten für eine lange Kriegsfinanzierung. „Ein baldiges Kriegsende ist aus wirtschaftlicher Sicht leider nicht realistisch.“ ### UN-Bericht wirft Russland gezielte „Drohnenjagd“ auf Zivilist:innen vor Die Moderatoren verweisen auf einen neuen UN-Bericht, demzufolge russische Drohnenangriffe auf Zivilpersonen systematisch und vorsätzlich erfolgten. Stefan Niemann spricht von einer „Strategie, die Zivilbevölkerung zu terrorisieren“, die als Kriegsverbrechen gewertet werde und Menschen zur Flucht aus Frontgebieten zwinge. ## Einordnung Die 14-minütige Folge liefert knappe, korrekt recherchierte Fakten über Waffe, Sanktionen und Kriegsverbrechen, bleibt aber journalistisch oberflächlich: Es fehlt ein Technik-Check mit unabhängigen Waffenexperten, ein differenzierter Blick auf Sanktionsfolgen für die Weltwirtschaft sowie ukrainische oder russische Zivilstimmen. Stattdessen zitieren die ARD-Korrespondent:innen ausschließlich westliche Sicherheits- und Wirtschaftsakteure und präsentieren den Konflikt als lineares Kräftemessen („Sackgasse“), ohne Friedensoptionen oder Verhandlungswege einzuräumen. Die Diskussion reproduziert so die offizielle NATO- und Sanktionsnarration, statt Machtasymmetrien und hegemoniale Frames zu hinterfragen. Für Hörer:innen, die schnell informiert werden wollen, ist die Sendung trotzdem hilfreich – mit dem Bewusstsein, dass Perspektiven außerhalb westlicher Interessen kaum vorkommen.