OMR Podcast: Vom Bundeskanzler zum Unicorn-Gründer: Sebastian Kurz (#838)
Sebastian Kurz über seine politische Karriere, die Zusammenarbeit mit der FPÖ und den Aufbau seines Cybersecurity-Unicorns Dream.
OMR Podcast
68 min read3737 min audioPhilipp Westermeyer begrüßt Sebastian Kurz, 39, ehemaliger österreichischer Bundeskanzler und nun Mitgründer des israelischen Cybersecurity-Unicorns Dream. Kurz schildert seine politische Karriere: mit 24 Staatssekretär, mit 27 Außenminister, danach Kanzler. Er spricht über seine „harte Einstiegsphase“, die Koalition mit der FPÖ, seine harte Haltung in der Migrationskrise 2015 („wir haben gegen illegale Migration angekämpft, nicht die deutsche Willkommenskultur unterstützt“) und die spätere Gründung seiner Beratungsfirma. 2021 gründete er gemeinsam mit einem ehemaligen NSO-Gründer Dream, das KI-basierte Cyberschutz-Plattformen für Staaten und kritische Infrastruktur anbietet; das Unternehmen wurde zuletzt mit einer Milliarde Dollar bewertet. Im Gespräch äußert sich Kurz zu Treffen mit Trump („atypischer Politiker, aber keineswegs dumm“), Putin („hat sich bedroht gefühlt von der NATO“) und zur Zukunft Europas („zu viel Regulierung, zu wenig Innovation“). Einen politischen Comeback schließt er aus, will sich auf sein Unternehmen konzentrieren.
### 1. Kurz sieht seine Migrationspolitik als richtigen Weg
Er habe „gegen illegale Migration“ gekämpft und sich damals gegen Merkels Kurs gestellt. Die Schlepper dürften nicht entscheiden, „wer zu uns kommt“, sondern die Staaten selbst.
### 2. Koalition mit der FPÖ war für ihn „die beste Regierung“
Die bürgerlich-rechte Koalition sei „unter der Bevölkerung mit Abstand die populärste“ und erfolgreichste gewesen, Kooperation mit den Grünen hingegen „wesentlich schwieriger“.
### 3. Dream entstand durch Zufallstreffen in Tel Aviv
Ein Freund brachte ihn zu NSO-Gründer Shalev Hulio. Kurz wollte keine Offensive-Cyber-Firma, sondern Defensive – das wurde zu Dream, heute 200 Mitarbeitende, Hauptsitz Tel Aviv.
### 4. Staatliche und Großunternehmen sind Kunden
Die Plattform schützt kritische Infrastruktur vor Cyberangriffen, besonders vor „State-sponsored attacks“. Die jüngste Finanzierungsrunde führte zur Unicorn-Bewertung.
### 5. Trump und Putin bewundert er als „spannende Typen“
Trump sei „nicht diplomatisch“, aber „ganz genau, was er will“. Putin habe sich „bedroht“ gefühlt; Kurz habe dessen Drohungen zunächst nicht ernst genommen.
### 6. Politik-Comeback ausgeschlossen
Zehn Jahre Regierungsverantwortung reichten; er fühle sich im Unternehmertum wohl. Politik bleibe Thema, „aber ein politisches Amt übernehmen“ stehe nicht zur Debatte.
## Einordnung
Das Format wirkt wie eine Wohlfühl-Bilanz: Westermeyer stellt kaum kritische Gegenfragen, weder zur FPÖ-Koalition noch zu Korruptionsvorwürfen, die Kurz’ Polit-Ende mitprägten. Stattdessen wird der Scheiterns-Exit als Sieg gegen „konstruierte Vorwürfe“ erzählt. Die Migrationsdebatte bleibt eindimensional: nur Sichtweise Kurz, keine Gegenrede. Die Koalition mit einer rechtspopulistischen Partei wird normalisiert („war unter der Bevölkerung populärste Regierung“), mögliche rechtsextreme Positionen der FPÖ werden nicht hinterfragt. Die journalistische Leistung beschränkt sich auf Anekdoten und Selbstinszenierung; Hörer bekommen kein kritisches Gegengewicht. Für ein Gespräch mit einem umstrittenen Politiker bietet der Podcast zu wenig Distanz – eher Image-Pflege als kritische Auseinandersetzung.