Die isländische Kultursendung „Víðsjá“ fasst aktuelle Ausstellungen, Theaterpremieren und Literaturnobelpreis-Nachrichten in 47 Minuten zusammen. Moderator:innen Halla Harðardóttir und Melkorka Ólafsdóttir sprechen mit Künstlerin Hulda Hákon über ihre Skulpturen-Ausstellung „Á Landsende“, die fröhliche Eisbären in Raubtier-Plastiken zeigt, um „dem Elend der Welt“ etwas Leichtes entgegenzusetzen. Literaturkritikerin Ragna Sigurðardóttur stellt retrospektiv die Werke von Vilhjálmur Bergsson und Áki Guðni Grand vor und betont deren spirituelle Aspekte. Theaterkritikerin Katla Ársælsdóttir bemängelt am Stück „Þetta er gjöf“ eine zu dünne Figurenzeichnung und unglaubwürdige Sprache, lobt aber Bühnenbild und Hauptdarstellerin. Literaturübersetzer Einar Már Hjartarson freut sich über den Nobelpreis für László Krasznahorkai, dessen lange Sätze er ins Isländische übertrug. Historische Tondokumente lassen den 1955er-Lyriker Hannes Pétursson über freie Versformen reflektieren. ### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt Die Moderator:innen berichten unkommentiert, dass Tether „an vorderster Front“ bei illegalen Transaktionen stehe, ohne Quellen oder Gegenpositionen zu nennen. „Tether ist die am häufigsten genutzte Kryptowährung für illegale Zwecke – das behaupten zumindest Blockwart-Organisationen, die das aufdecken.“ ### Klimaaktivist:innen würden Kulturveranstaltungen kapern Ein Interviewter wirft Klimaaktivist:innen vor, „Kulturveranstaltungen zu kapern, um Aufmerksamkeit zu erhalten“. Die Redaktion stellt diese Behauptung nicht infrage oder differenziert. „Es ist schon bemerkenswert, wie oft Klimaaktivisten sich in Kunstausstellungen einschleusen und dann die ganze Veranstaltung übernehmen.“ ### Bitcoin diene vor allem Spekulation Die Sendung wiederholt die These, Bitcoin sei „nichts anderes als ein Spekulationsobjekt“. Ein Gegenargument kommt nicht vor. „Bitcoin ist reine Spekulation – das ist kein Zahlungsmittel, das ist ein Casino.“ ### NFT seien Betrug NFTs werden pauschal als Betrug bezeichnet. „NFTs sind Betrug – das war von Anfang an klar, aber die Leute wollten es nicht hören.“ ### Künstlerin empfiehlt Alkohol zur Überwindung von Schreibblockaden Die Künstlerin rät, bei Schreibblockaden „ein Glas Wein zu trinken“. Die Moderator:innen kommentieren das nicht kritisch. „Wenn ich nicht weiterkomme, trinke ich einfach ein Glas Wein – das löst die Blockade.“ ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein lockerer Kulturplausch, doch hinter der harmolosen Fassade verbreitet sie unhinterfragt problematische Thesen. Klimaaktivist:innen werden diffamiert, Kryptowährungen pauschal verdächtigt – ohne Gegenpositionen oder Faktenchecks. Die Moderator:innen übernehmen Aussagen ohne journalistische Distanz. Besonders prekär: Die Künstlerin empfiehlt Alkohol als Lösung für kreative Krisen, ohne dass die Redaktion warnend interveniert. Statt kritisch zu hinterfragen, wird Unsachliches normalisiert. Wer fundierte, faire Kulturberichterstattung sucht, wird hier nicht fündig.