Die brasilianische Journalistin Natuza Nery diskutiert im Podcast „O Assunto“ den von US-Präsident Trump angekündigten Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas. Zu Gast sind João Miragaya, Historiker und Berater des Instituto Brasil-Israel, sowie Tanguy Baghdadi, internationaler Politikprofessor. Beide erklären, wie der israelische Angriff auf Katar im September 2025 die US-Position verschob und Druck auf Netanyahu aufbaute. Der Deal sieht die Freilassung von 20 lebenden israelischen Geiseln und 28 Toten durch die Hamas sowie die Befreiung von etwa 1.950 palästinensischen Gefangenen durch Israel vor. Die künftige Verwaltung Gazas bleibt offen; eine internationale Übergangsverwaltung soll eingesetzt werden. Netanyahu steht vor einem Machtverlust, da ultranationalistische Partner den Koalitionsausbau ablehnen. Trump wirbt um Anerkennung als Friedensvermittler und könnte seine Rolle als außenpolitischer Akteur stärken. Die Episode endet mit dem Appell, dass die Gewalt enden müsse, trotz berechtigter Skepsis über die Haltbarkeit der Vereinbarung. ### 1. Der israelische Angriff auf Katar als Wendepunkt Miragaya betont, dass der israelische Luftschlag auf einen Wohnbezirk in Doha am 9. September 2025 die US-Position massiv verändert habe. Katar galt als sicherer Vermittler; der Angriff auf das US-Partnerland habe eine „Koalition arabischer und muslimischer Staaten“ gegen Israel und für ein rasches Abkommen geeint. ### 2. Trump nutzt Machtspiel für neuen Friedensplan Baghdadi erklärt, Trump habe nach Jahren ohne Durchbruch mit dem 20-Punkte-Plan genau zum Zeitpunkt maximalen internationalen Drucks gewartet. Lobeshymnen des Hamas gegen Trump seien Teil einer bewussten Strategie, um US-Präsidenten zu umschmeicheln, der persönliche Anerkennung suche und sich den Nobelpreis erhoffe. ### 3. Geiselaustausch mit komplizierter Logik Die Freilassung der 20 lebenden Geiseln und 28 Toten soll binnen 72 Stunden nach Waffenstillstand erfolgen. Israel darf bei 6–10 Namen der 1.700 zu entlassenden Palästinenser ein Veto einlegen. Die Hamas fordert zuerst langjährige Gefangene, darunter populäre Fatah-Figuren; Israel weigert sich, Attentäter mit „Blut an den Händen“ freizugeben. ### 4. Unklare Nachkriegsordnung für Gaza Keine Seite einigt sich, wer künftig Gaza verwaltet. Internationale Diplomaten und Technokraten sollen zunächst die Sicherheit übernehmen. Die israelische Regierung lehnt eine Rückkehr der Palästinensischen Autonomiebehörde ab; eine Wahl ohne Hamas-Beteiligung wäre laut Baghdadi für viele Palästinenser inakzeptabel. ### 5. Netanyahu riskiert Regierungskrise Die ultrareligiöse und rechtsnationale Koalition droht, das Bündnis zu verlassen, sobald die zweite Verhandlungsstufe ansteht. Die Opposition signalisiert bereits Bereitschaft, Netanyahu im Parlament zu stützen. Trump plant eine Rede in Jerusalem, um den israelischen Premier zu stärken, wobei Analysten dessen Rücktritt für wahrscheinlicher halten. ## Einordnung Die Sendung liefert sachliche Hintergrundberichterstattung und differenzierte Analyse. Natuza Nery stellt klare Fragen, lässt Experten argumentieren und verzichtet auf Simples Schwarz-Weiß. Besonders bemerkenswert: Der Angriff auf Katar wird als zentraler Katalysator präsentiert, wobei sowohl israelische Fehlkalkulation als auch US-Machtspiel offen benannt werden. Kritisch bleibt, dass palästinensische Stimmen direkt aus Gaza fehlen; die Perspektive bleibt geprägt von israelischen und brasilianisch-israelischen Experten. Die Kategorisierung der Hamas als „Terrorgruppe“ übernimmt die Globo-Redaktion unkritisch, während palästinensische Gewalt in Kontext gesetzt, israelische aber nicht thematisiert wird. Insgesamt bietet die Episode fundierte Orientierung über ein komplexes Thema, ohne Verschwörungsmythen oder menschenverachtende Positionen zu verbreiten.