Im heise-Podcast „KI-Update“ sprechen die Kolleg:innen Eva-Maria Weiß und Nico Juran (c’t) über ihre Praxis-Erfahrungen mit aktuellen KI-Brillen – von Meta-Ray-Ban bis zu teuren AR-Projektionsmodellen. Sie vergleichen die neuen Geräte mit der gescheiterten Google Glass, diskutieren Datenschutz, Alltagstauglichkeit, Preise und die Frage, ob sich Smart Glasses je als Massenprodukt etablieren werden. ### 1. Meta-Ray-Ban gelten als erste „alltagstaugliche“ Smart Glasses Die aktuellen Meta-Ray-Ban seien „nicht mehr nerdig“, sondern sehen aus wie normale Sonnen- oder Korrekturbrillen, berichtet Juran. Viele Nutzer:innen würden sie mittlerweile „einfach so“ tragen. Die Integration von Kameras, offensichtlicher LED-Status-Anzeige und Sprachsteuerung mache Aufnahmen zwar erkennbar, aber nicht immer wahrgenommen. Wichtigste Nutzer-Features seien Hand-freie Telefonie, Musik und Navigations-Ansagen. ### 2. Datenschutz wird vor allem symbolisch adressiert Bei Meta blockiere die Brille Aufnahmen, sobald die LED verdeckt werde – ein Schutz, der aber nur bei direkter Manipulation greife. In der Öffentlichkeit sei ohnehin kaum noch unterscheidbar, ob jemand mit Smartphone oder Brille filme. Die Diskussion erinnere an frühere Google-Maps-Verpixelungs-Debatten, die sich mittlerweile gelegt hätten. Rechtliche Grundlagen (§§ Kunst-UrhG, BDSG) würden zwar erwähnt, konkrete Risiken für Betroffene aber kaum ausgeführt. ### 3. Display-Modelle liefern Farb-Projektion, kosten aber 700–2 000 Euro Geräte wie Rokit, Even Realities oder künftige Meta-Varianten projizieren Informationen auf das Innenglas. Vorteil: übersetzte Untertitel, Teleprompter, POI-Infos. Nachteil: Glas muss auf Sehstärke individualisiert werden – teuer und gerade für Brillenträger:innen mit Wechsel-Rezept ein „großer Hemmschuh“. Einige Anbieter bieten Clip-In-Korrekturgläser, die jedoch Platz und Komfort einschränken. ### 4. KI-Funktionen bleiben meist an Cloud und Smartphone gebunden Offline funktionieren lediglich einfache Sprachbefehle; für Übersetzung, Objekterkennung oder Chatbot-Aktionen brauche es Smartphone plus App. Für Nicht-Englischsprachige seien viele Funktionen außerhalb der USA „stark eingeschränkt“. Die Folge: Die Brillen bleiben Zusatzgeräte und lösen weder Smartphone noch Smartwatch ab. ### 5. Marktchancen werden zurückhaltend bewertet Die Nutzer:innenbasis sei aktuell „Early-Adopter-Lager“; Massentauglichkeit ungewiss. Die meisten Kickstarter-Start-ups versuchten, kleine Schwächen der großen Modelle (Wasserdichtheit, Bedienung, Design) zu adressieren. Selbst bei guter Technik stünden hohe Preise, modische Vielfalt und Sehstärken-Individualisierung Fortschritt entgegen. Beide Redakteur:innen halten weitere KI-Gadgets (AI-Pins, neuronale Bändchen) für weniger wahrscheinlich als eine Brille mit Zusatznutzen. ## Einordnung Die Sendung bleibt auf technikjournalistischem Niveau: Fachsimpeln zwischen Kolleg:innen, mit Anekdoten statt harten Fakten. Die Redaktion verzichtet auf externe Expertise (Datenschutzjurist:in, Optometrist:in, Verbraucherschützer:in), wodurch rechtliche, ethische und soziale Fragen nur oberflächlich streifend diskutiert werden. Die Argumentationsstruktur folgt einer einfachen Pro-/Contra-Liste; widersprüchliche Nutzererfahrungen (hoher Preis vs. Spaßfaktor) werden zugestanden, aber nicht weiter hinterfragt. Auffällig ist die Selbst-Normalisierung ständiger Videoaufzeichnung: „Alle filmen ohnehin mit dem Smartphone“ wirkt wie eine Entschuldigung statt wie eine Auseinandersetzung mit potenzieller Privatsphäre-Verletzung. Perspektiven von Betroffenen (Passant:innen, Gastronomie-Besucher:innen) fehlen völlig; Machtasymmetrien zwischen technikaffinen Träger:innen und der Öffentlichkeit bleiben unreflektiert. Insgesamt ein unterhaltsamer, aber wenig kritischer Blick auf ein Produkt, dessen gesellschaftliche Folgen noch offen sind. Hörempfehlung: Ja, wenn du überlegen willst, ob eine KI-Brille dein nächstes Spielzeug wird – mit wohl dosierbarem Konsum und ohne Datenschutz-Erwartungen.