Doppelgänger Tech Talk: AWS Ausfall, China Roboter & Putin-Musk-Tunnel #503
Unterhaltsamer, aber wenig tiefschürfender Tech-Talk über Cloud-Ausfälle, KI-Booms, Roboter und politische Verschiebungen.
Doppelgänger Tech Talk
54 min read3128 min audioDer Doppelgänger Tech Talk ist ein zweimal wöchentlich erscheinender deutscher Tech-Podcast mit dem Anspruch, aktuelle Entwicklungen bei Technologie-Unternehmen journalistisch aufzubereiten. In Folge 503 diskutieren die beiden Hosts Philipp Glöckler und Philipp Klöckner unter anderem den 15-stündigen AWS-Ausfall, Oatlys Umsatzrückgang in den USA, humanoide Roboter aus China, X/Twitters Verkauf inaktiver Handles, den Mieten-Anstieg in San Francisco und die Umsatzzahlen von Anthropic. Besonders kritisch fällt der Blick auf politische Entwicklungen aus: So berichten sie, dass die AfD-Politikerin Beatrix von Storch deutsche Politiker:innen an die Trump-Administration „verrät“, weil sie sich für den Digital Services Act einsetzen, und diskutieren ein SPAC-Vorhaben von Chamath Palihapitiya mit Donald Trump Jr. und Fox-News-Moderatorin Laura Ingraham.
### AWS-Ausfall legt weltweit Services lahm
Ein 15-stündiger Ausfall in der AWS-Region US-East-1 habe am 20. Oktober 2025 unter anderem Signal, Robinhood und britische Regierungswebseiten lahmgelegt. Philipp Klöckner betone, dass es sich zwar um einen „Verkettung von unglücklichen Umständen“ handelte, dennoch sei die lange Reparaturzeit besorgniserregend und ein „Weckruf“ für digitale Souveränität.
### Oatly macht „Climate Doom“ für Umsatzrückgang verantwortlich
Die Hafermilchmarke Oatly führt laut Financial Times ihre schwachen US-Verkaufszahlen auf eine zunehmende „Climate Doom“-Stimmung zurück. Die Hosts halten diese Erklärung für vorgeschoben und sprechen von hausgemachten Problemen; die Aktie habe seit ihrem Hoch rund 97 % an Wert verloren.
### Unitree präsentiert humanoiden Roboter für unter 20.000 Dollar
Das chinesische Unternehmen Unitree stellte mit dem H2 einen 1,80 m großen humanoiden Roboter vor, der laut Philipp Klöckner „beeindruckend nah“ an menschlicher Performance sei. Der Preis liege weiterhin unter 20.000 $, was die Hosts als Indiz dafür werten, dass China künftig den globalen Robotermarkt dominieren könnte.
### X verkauft inaktive Handles ab 2.500 Dollar
X (ehemals Twitter) baue einen Marktplatz, auf dem seit Jahren ungenutzte Handles ersteigert werden können. Dafür müsse man mindestens ein Premium-Abo (ab 40 $/Monat) abschließen; attraktive Kurznamen kosten bis in siebenstellige Bereiche. Die Hosts kritisieren, dass Markenhüter:innen so faktisch zur Rückkehr auf die Plattform gezwungen würden, um Markenschäden zu vermeiden.
### San-Francisco-Mieten erreichen New-York-Niveau
Durch den Boom von KI-Start-ups stiegen die Mieten in San Francisco laut New York Times auf das Niveau von New York. Als Beleg führen die Hosts an, dass Unternehmen wie Cluely vorab Apartments für Entwickler:innen mieten und dass OpenAI-Mitarbeitende durchschnittlich 25 Millionen $ an Aktienbesitz hätten.
### Anthropic erreicht 7 Mrd $ Umsatz-Run-Rate
Das KI-Unternehmen Anthropic liege laut Reuters bei einer monatlichen Umsatz-Run-Rate von 7 Mrd $ und plane, bis Ende 2026 auf 26 Mrd $ zu steigern. Die Hosts werten dies als Beleg dafür, dass sich große Sprachmodelle bereits monetarisieren lassen, ohne dass die Bewertungen zwangsläufig „absurd“ seien.
## Einordnung
Die Folze zeigt ein ambivalentes Profil: Auf der einen Seite liefern die Hosts schnelle, techniknahe Einordnungen zu Cloud-Outages, Aktienbewegungen und Hardware-Neuheiten; auf der anderen Seite bleibt der Anspruch an journalistische Tiefe und Quellenkritik begrenzt. Beispielhaft steht die San-Francisco-Mieten-Debatte für eine argumentative Schwäche: Die Miet-Explosion wird primär mit Anekdoten („Cluely mietet vorab Apartments“, „OpenAI-Mitarbeitende sind im Schnitt 25-Millionen-$-Millionäre“) belegt, ohne dass Mietspiegel-Daten oder alternative Ursachen (Zoning, Bauquote, Zinswende) eingeführt würden. Die Perspektive bleibt dabei eindeutig tech-elitär – was auf der Ebene eines Unterhaltungspodcasts legitim ist, jedoch die Verengung auf Narrative wie „KI-Start-ups treiben Preise“ naturalisiert.
Politische Inhalte werden durchweg durch eine US-zentrierte Brille betrachtet. Die Berichterstattung über Beatrix von Storchs Kontakte zur Trump-Administration ist sachlich korrekt, doch es fehlt eine systematische Einordnung, warum einzelne europäische Akteure rechtspopulistische Netzwerke nutzen und welche Interessen dahinterstehen. Stattdessen dominiert ein unverhohlener AfD-Dislike, der zwar inhaltlich nachvollziehbar ist, aber analytisch keine zusätzliche Klarheit schafft. Gleiches gilt für das SPAC-Projekt von Chamath Palihapitiya und Trump Jr.: Es wird als „Börsenmantel für Firmen zweitrangiger Qualität“ diffamiert, ohne die Mechanismen von SPACs oder die Rolle von Medienfiguren in Finanzmarktkampagnen tiefer zu durchleuchten.
Fazit: Wer schnelle, unterhaltsame Tech-News mit Biss sucht, findet hier eine gewohnte Mischung aus Branchen-Gerüchten, Aktienchecks und Lifestyle-Kommentaren. Wer dagegen analytische Tiefe, differenzierte Perspektiven oder kritische Hinterfragung von Machtverhältnissen erwartet, wird nur bedingt bedient.