Der ARD-Podcast „11KM“ widmet sich in der Folge vom 18. November 2025 dem Thema Kernfusion. Moderatorin Elena Kuch spricht mit dem Wissenschaftsjournalisten Frank Grotelüschen darüber, warum Politiker:innen wie Markus Söder, Ursula von der Leyen oder Friedrich Merz derzeit wieder euphorisch von Fusionskraftwerken sprechen und warum Deutschland laut einem Bundeskabinettsbeschluss bis 2040 das erste kommerzielle Kraftwerk bauen will. Grotelüschen erklärt das physikalische Prinzip – Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium bei 100 Millionen Grad – und rekapituliert die Geschichte: angefangen 1952 bei der Wasserstoffbombe, über die ersten Reaktor-Modelle 1958, das Ost-West-Projekt ITER 1985 bis zu den heutigen Milliarden-Investitionen von bis zu 2 Mrd. €. Dabei bleibt er nüchtern: Die Technik sei „noch nicht da“, aber die Forschung habe durch neue Materialien, KI-Steuerung und Privat-Start-ups wieder Schwung bekommen. ### 1: Politik setzt milliardenschwere Hoffnung trotz ungelöster Technik Grotelüschen konstatiert, dass Bund und EU „beträchtliche Summen“ locker machen, obwohl bislang „kein Kernfusionsreaktor auf der Welt“ steht. Er zitiert den Aktionsplan der Bundesregierung, der bis 2040 ein kommerzielles Kraftwerk vorsieht, und nennt konkrete Politiker: „Markus Söder hat sich mehrfach fast euphorisch über die Kernfusion geäußert oder auf europäischer Ebene auch Ursula von der Leyen“. ### 2: Kernfusion könnte sicherer und klimaneutral sein – wenn sie funktioniert Die potenziellen Vorteile werden klar benannt: 24-Stunden-Erzeugung, kaum CO₂, kein lang lebendiger Atommüll und „deutlich ungefährlicher“ als heutige Atomkraftwerke. Grotelüschen fasst zusammen: „Man bräuchte nur ein bisschen Wasser und ein paar Steine“ – allerdings nur „wenn das klappen würde“. ### 3: Geschichte begann mit der Wasserstoffbombe und stets mit 20-Jahres-Versprechen Die erste künstliche Fusion erfolgte 1952 militärisch. Bereits 1958 prophezeiten Ingenieure: „In 20 Jahren haben wir so ein Kraftwerk.“ Seitdem, so der Journalist, wiederhole sich das Muster: große Ankündigungen, verlangsamte Forschung, erneutes Hoffen – ein stetes „Aufschieben des Durchbruchs“. ### 4: Technische Hürden sind nach wie vor gigantisch Temperaturen von 100 Millionen Grad und immens hohe Drücke seien nötig, „damit die Wasserstoffatomkerne verschmelzen“. Grotelüschen betont, dass die verlangten Werte „damals noch gar nicht so richtig abgeschätzt“ worden seien und bis heute „die Schwierigkeiten zu groß“ bleiben. ### 5: Neue Akteure verleihen der Debatte frischen Optimismus Moderne Start-ups, KI-gestützte Steuerung und neue Materialien sorgen laut Grotelüschen für „neuen Aufwind“, sodass selingsche Politiker die Technik nun „auf die Kette bringen“. Dennoch bleibe der entscheidende Schritt – der Netto-Energiegewinn unter kommerziellen Bedingungen – aus. ## Einordnung Der Beitrag erfüllt die journalistische Pflicht, ein aktuelles Politikversprechen auf den Realitätsstatus abzuklopfen. Durch die historische Langzeit-Begleitung des Themas seit den 1990er-Jahren kann Grotelüschen glaubhaft zwischen Hype und Faktor unterscheiden. Die Moderation bleibt sachlich, stellt kritische Nachfragen („Aber wenn, ne?“) und vermeidet einseitige Technik-Begeisterung. Gleichwohl dominieren weiße männliche Politiker- und Expertenstimmen; alternative Energie-Konzepte oder Kritik aus Umweltverbänden fehlen. Der Podcast transportiert das zentrale Frame „Technik-Highlights als nationale Standort-Vision“ ohne zu hinterfragen, warum gerade jetzt Milliarden fließen sollen, während andere Klimaschutz-Maßnahmen unter Finanzierungsfragen leiden. Insgesamt bietet die Folge eine gut verständliche Einführung in die Physik und Geschichte der Fusion, relativiert aber deutlich die politischen Zeitpläne. Hörempfehlung für alle, die wissen wollen, warum Kernfusion seit 70 Jahren „in 20 Jahren“ kommt.