Lennart Schneider spricht mit Alexandra Bürger (Marketing Lead Growth Hacking bei Neue Narrative) über deren Erfahrungen mit experimentellem Wachstum. Die Redaktion lebt „New Work“: flache Hierarchien, selbstorganisierte Kreise, Terzial-Ziele statt Chefs. Growth Hacking bedeutet für sie datengetriebene Mini-Experimente (z. B. Emojis neben dem Preis), die mit minimalem Budget maximale Abo-Zahlen liefern sollen. Die wichtigste Erkenntnis: 70 % der Tests scheitern – und das ist bewusst eingeplant. Besonders erfolgreich war ein „digitaler Kiosk“: alte Ausgaben als PDF gegen Mail-Adresse verschenkt – zigtausende Leads, hohe Conversion. Flops: klassische „Werbe-Friends“-Aktion, Podcast-Ads und Micro-Influencer erbrachten keinen ROI. Dokumentiert wird in Notion: ein Board für offene Ideen, ein Archiv für abgeschlossene Experimente – oft ohne detaillierte Nachbetrachtung. Neue Narrative fokussiert auf Top-of-Funnel, weil Kündigungen kaum anfallen; Retention steht erst bei anstehenden Preiserhöhungen auf dem Radar. ## Einordnung Der Podcast lebt von seiner Praxisnähe: Jede Methode wird sofort an konkreten Zahlen festgemacht, Scheitern gilt als Teil des Prozesses. Das ist für Marketing-Verantwortliche in kleinen Teams inspirierend, birgt aber methodische Lücken: Es fehlt ein systematisches Lernen aus Fehlschlägen, viele gescheiterte Tests werden nur oberflächlich abgelegt und kaum wieder aufgegriffen. Die Gesprächsdynamik ist locker, fast schon Freund:innen-Talk; harte Gegenfragen oder Kontexte aus Kundensicht bleiben aus. So entsteht der Eindruck, ausreichend „Growth-Ideen“ allein würden Wachstum garantieren – ohne tieferes Verständnis für Markt- oder Machtstrukturen. Die Folge ist keine journalistische Analyse, sondern ein Erfahrungsbericht mit hilfreichen Alltagstipps für Selbstständige und kleine Redaktionen, die mit wenig Budget experimentieren wollen.