Paul Ronzheimer und Filipp Piatov diskutieren die prekäre Lage der schwarz-roten Koalition: Friedrich Merz verspricht "keine Steuererhöhung" und will den Sozialstaat "grundsätzlich umbauen", während SPD-Chefin Bärbel Bas dies als "Bullshit" zurückweist. Beide Seiten scheinen auf NRW-Kommunalwahlen zu schielen, weshalb substanzielle Reformen womöglich auf 2026 vertagt werden. Parallel analysieren sie Putins Auftritt in Shanghai, wo Xi Jinping ihm den roten Teppich ausrollt, und Trumps angeblichen Zorn über "blockierende" europäische Regierungschefs. Die Europäer:innen rechnen fest mit einer Fortsetzung des Krieges und höheren Hilfen für die Ukraine – eine Belastung für den ohnehin klaffenden Bundeshaushalt. ### 1. Merz stehe vor dem „Herbst der Wahrheit“ „Jetzt im Herbst müssen wir endlich irgendetwas in die Richtung hinbekommen, dass auch unsere Mitglieder und unsere Wähler sagen, jawohl, da gehen sie ran und da passiert was.“ Union-nahe Kreise wollen sehen, dass Merz seine Oppositionsversprechen einlöst. ### 2. SPD und Union seien ideologisch „weit auseinander“ „Moment mal, also, hast du vergessen, was in den letzten Wochen und Monaten los war?“ Die SPD-Spitze fühle sich von Merz überfahren und fürchte, gegen frühere Wahlkampfpositionen zu verstoßen. ### 3. Steuerversprechen könnte sich als „Basta-Falle“ erweisen „Woher will er denn wissen, wie die wirtschaftliche Entwicklung weitergeht?“ Merz’ Festlegung auf keine neuen Steuern gelte vielen in der SPD als „unklug“, da ein 30-Milliarden-Loch drohe. ### 4. Putin genieße weltweit „roten Teppich“ „Er wirkt aktuell wieder am besten vernetelte und am wenigsten isolierte Politiker der Welt.“ Die Shanghaier Organisation zur Zusammenarbeit feierte ihn als Gegenpol zum Westen. ### 5. Trump drohe mit neuer Frist – Europa bleibe skeptisch „Die Europäer wollen immer mehr.“ Aus Brüssel und Berlin höre man nur noch „große Skepsis“, ob Trump überhaupt Fortschritte erzielen könne. ## Einordnung Ronzheimer liefert journalistisch dichte Innen- und Außenpolitik-Analyse, ohne sich auf eine Seite zu schlagen. Die Gesprächsführung bleibt sachlich, nutzt aber gelegentlich Boulevard-Vokabeln („Despoten-Gipfel“). Auffällig: Es fehlen fast vollständig die Perspektiven betroffener Sozialleistungsbeziehender oder ukrainischer Stimmen; stattdessen zirkulieren fast ausschließlich Berliner Insider-Informationen. Die Machtverhältnisse werden beschrieben, nicht hinterfragt – etwa, warum deutsche Steuerpolitik primär an NRW-Kommunalwahlen ausgerichtet scheint. Die Annahme, dass „Reform“ zwangsläufig Kürzungen bedeute, bleibt unhinterfragt. Wer nüchterne, gut recherchierte Einordnung aus Hauptstadtsicht sucht, ist hier richtig; wer alternative Deutungen oder Betroffenenstimmen erwartet, wird sie vermissen. Hörempfehlung: Klare Empfehlung für alle, die Insider-Details aus Berlin und geopolitische Einordnung schätzen – mit dem Hinweis, dass sozialstaatliche Gegenstimmen ausgeblendet bleiben.