Diese knapp 50-minütige Dissens-Folge mit dem Titel "Das laute Berlin" beleuchtet die Geschichte und Zukunft der Berliner Mietenbewegung. Der Historiker und langjährige Mietenaktivist Ralf Hoffrogge erzählt, wie aus kleinen Mieter:initiativen eine landesweite Kampagne für die Vergesellschaftung großer Wohnkonzerne wurde. Er bilanziert Erfolge wie die Rückkehr von fast 100.000 Wohnungen in öffentliche Hand, die Abschaffung des Modernisierungsumlage-Modells und die Mobilisierung von über einer Million Menschen für den Volksentscheid 2021. Zugleich kritisiert er die Blockade durch den Berliner Senat und skizziert die nächsten Schritte bis zu einem zweiten, nun als Gesetzesvolksentscheid geplanten Anlauf. ### 1. Wie aus Protest Vergesellschaftung wurde Die 2019 gestartete Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ habe gezeigt, „dass man eine Reform so radikal machen kann, dass sie wirklich eine Systemalternative bringt“. Das habe dem Rechtsruck eine demokratische Gegenperspektive entgegengesetzt. ### 2. Organizing statt Appellieren Erfolg verspräche nur „Machtpolitik auf Landesebene“: Tür-zu-Tür-Gespräche, konkrete Gesetzesvorschläge und Druck auf wiedergewählte Politiker:innen. Appelle an den Bund seien wirkungslos, weil Mietpolitik „immer Lokalpolitik“ bleibe. ### 3. Halb volle Bilanz Die Bewegung habe das Prinzip „Klima wird gerettet, alles wird teurer“ gekippt, 100.000 Wohnungen rückvergesellschaftet und die Vorstellung „eine andere Welt ist möglich“ wieder salonfähig gemacht. Dennoch bleibe das „Glas halb voll“, weil die große Enteignung noch ausstehe. ### 4. Geschichte als Lehrstück Hoffrogge rekonstruiert, warum aus mehreren möglichen Initiativen nur „Deutsche Wohnen enteignen“ langfristig überlebte: flexible Struktur, basisdemokratische Plenen und die Verbindung von alter Gewerkschaftsidee (Wirtschaftsdemokratie) mit neuem Nachbarschafts-Organizing. ### 5. Schwäche: Fehlende Bundesstrategie Die Fokussierung auf Berliner Volksentscheide habe eine bundesweite Bündelung verhindert. Es gebe „keinen bundesweiten Akteur, wo sich die Mietenbewegung sammelt“; Fragmentierung mache neue Konzepte nötig. ## Einordnung Der Podcast liefert keine journalistische Auseinandersetzung, sondern ein 45-minütiges Gespräch im Freundeskreis: Der Host bestätigt fast jede These, kritische Nachfragen fehlen, wirtschaftspolitische Gegenargumente werden nicht vorgebracht. Die Sendung dient primär der Sichtbarmachung eines Aktivismus-Projekts; dabei wird der Anspruch erhoben, „kluge Denkanstöße“ zu liefern, bleibt aber im Selbstreferenziellen. Die Perspektive von Mieter:innen, die die Kritik teilen, aber andere Lösungen bevorzugen, kommt nicht vor; ebenso fehlen Stimmen der enteignungsbetroffenen Unternehmen oder juristische Expertise zur Vereinbarkeit mit Bundesrecht. Die politische Relevanz liegt darin, einer breiten Öffentlichkeit Organizing-Strategien und Vergesellschaftungsforderungen näherzubringen – wer diese Inhalte unreflektiert übernehmen möchte, findet hier eine einseitige, aber engagierte Bestätigung. Für Hörer:innen, die sich für soziale Bewegungen oder die Berliner Mietenpolitik informieren wollen, lohnt sich ein Hören, wer eine ausgewogene Auseinandersetzung sucht, sollte ergänzende Quellen konsultieren.