Logbuch Netzpolitik ist ein wöchentlicher Dialog-Podcast zwischen Linus Neumann und Tim Pritlove, der sich mit aktuellen Themen der Netzpolitik auseinandersetzt. In Folge 533 vom 21. September 2025 diskutieren die beiden unter anderem über den Missbrauch der deutschen Warn-App Katwarn für ein Volksfest, die Zensur von Late-Night-Moderatoren in den USA nach der Ermordung des rechten Influencers Charlie Kirk, die umstrittene TikTok-Übernahme durch ein US-Konsortium und den Einsatz von Gesichtserkennungs-Daten durch das BKA zur KI-Training ohne rechtliche Grundlage. Die Episode wirkt wie ein Sammelsurium aktueller Krisen, das zwischen Ironie und tiefer Besorgnis schwankt. ### Katwarn wird zur Werbeplattform für Volksfeste Die Pfälzer Polizei verschickte über Katwarn eine „Warnung“, die zur Teilnahme am Wurstmarkt und zum gemeinsamen Singen des Pfälzer Liedes aufruft. Tim Pritlife kommentiert: „Die haben einfach nur Scheiße mit dem Ding gebaut.“ Die Episode zeigt, wie leicht sicherheitsrelevante Infrastruktur für Werbung missbraucht werden kann. ### KI-Crawler ignorieren Robots.txt und verursachen Traffic Perplexity und andere KI-Anbieter nutzen laut Hörer:innen-Feedback nicht nur Crawler für das Training, sondern zusätzliche Bots für Echtzeit-Suche. Diese generieren hohen Traffic, ohne Werbeeinnahmen zu bringen. Ein Hörer schreibt: „Das Crawling für das Training von neuen LLMs … weniger das Problem … als vielmehr das im Hintergrund … zahlreiche Seiten durchgelesen werden.“ ### Trump nutzt Mord für politische Säuberungen Nach der Ermordung des rechten US-Influencers Charlie Kirk reagiert die Trump-Regierung mit Repressionen gegen kritische Medien. Jimmy Kimmel wird trotz Appell an Einigkeit abgesetzt, die Antifa soll als Terrororganisation verboten werden. Linus Neumann urteilt: „Trump und der dieses ganze rechte Movement … versucht durchzudrücken, was durchzudrücken ist, um alle … zu bestrafen.“ ### TikTok bleibt unter chinesischer Algorithmus-Kontrolle Trotz offizieller Übernahme durch ein US-Konsortium behält ByteDance die Kontrolle über den entscheidenden Empfehlungsalgorithmus. Tim Pritlife konstatiert: „Der Algorithmus … das Manipulationsgeheimnis, das bleibt bei ByteDance.“ Die Gefahr politischer Beeinflussung bleibt bestehen, da die US-Regierung nur einen Aufsichtsratssitz erhält. ### BKA nutzt polizeiliche Gesichtserkennungsdatenbank für KI-Training Ohne rechtliche Grundlage ließ das BKA 3–5 Millionen Bilder aus der Inpol-Z-Datenbank vom Fraunhofer-Institut für Gesichtserkennungs-Tests verwenden. Betroffene wurden nachträglich informiert, eine Klage des CCC-Mitglieds Jannik Besendorf läuft. Neumann kommentiert: „Die gehen da auch nicht besser mit um, als … ein Facebook.“ ### Cyberangriff auf Flughäfen zeigt Abhängigkeiten Eine Ransomware-Attacke auf den US-Dienstleister Collins Aerospace führte zum Ausfall von Check-in-Systemen in Berlin, Brüssel und anderen europäischen Flughäfen. Passagiere mussten mit Stift und Papier eingecheckt werden. Die Episode illustriert die Verwundbarkeit kritischer Infrastruktur durch externe IT-Dienstleister. ## Einordnung Die Episode wirkt wie ein Sammelsurium aktueller digital-politischer Krisen, das zwischen ironischem Ton und tiefer Besorgnis schwankt. Statt systematischer Analyse dominieren Anekdoten und persönliches Empören. Die Moderatoren verurteilen zwar Rechtspopulismus und Zensur, bleiben aber in der Kritik an deutschen Verhältnissen (Kirchner, Nius, AfD) vage. Besonders problematisch: Die teils pointierte, teils lässige Darstellung der US-Ereignisse verharmlost die Gefahr autoritärer Entwicklungen. Die Sendung bleibt unterhaltend, liefert aber kaum neue Erkenntnisse oder Handlungsperspektiven für Hörer:innen.