The Ezra Klein Show: Why American Jews No Longer Understand One Another
Eine differenzierte Analyse des Bruchs im amerikanisch-jüdischen Konsens über Israel und die Auswirkungen auf die jüdische Identität in den USA.
The Ezra Klein Show
22 min read1432 min audioIm Podcast "The Ezra Klein Show" (Episodentitel "The Breaking of American Jewish Consensus") diskutiert Moderator Ezra Klein die Auflösung des jahrzehntelangen Konsenses im amerikanischen Judentum bezüglich Israel. Der Journalisten-Podcast behandelt über etwa 40 Minuten die Spannungen zwischen verschiedenen jüdischen Generationen nach dem Wahlsieg des pro-palästinensischen Kandidaten Yuran Mamdani in New York City.
### Generationeller Bruch beim Israel-Konsens
Klein identifiziert einen fundamentalen Bruch im traditionellen amerikanisch-jüdischen Konsens. Dieser habe drei Säulen gehabt: "Was gut für Israel ist, ist gut für die Juden; Anti-Zionismus ist eine Form von Antisemitismus; und es wird bald eine Zwei-Staaten-Lösung geben, die Zionismus und Liberalismus versöhnt." Alle drei Komponenten seien "geknackt", ohne dass etwas Neues an ihre Stelle trete. Besonders junge Juden würden auf Gaza blicken und sagen: "Alles, was mir in der Religionsschule beigebracht wurde, sagt mir, dass das falsch ist."
### Mamdanis liberale Anti-Zionismus-Position
Mamdanis Wahlsieg in New York City habe eine Auseinandersetzung erzwungen. Seine Position sei "gründlich, sogar banal liberal", wenn er sage: "Ich fühle mich nicht wohl dabei, einen Staat zu unterstützen, der eine Hierarchie der Staatsbürgerschaft auf der Basis von Religion oder etwas anderem hat." Daniel May von Jewish Currents wird zitiert: "Was interessant an Mamdani ist, ist, dass er zeigt, wie der Zionismus innerhalb des amerikanischen liberalen Rahmens die viel unbequemere Passung ist."
### Widerspruch zwischen Diaspora- und Israel-Judentum
Ein zentraler Widerspruch werde sichtbar: "Für Juden der Diaspora ist die multiethnische Demokratie, in der die Rechte und Sicherheit politischer Minderheiten geschützt sind, das Fundament, auf dem unsere Sicherheit gebaut ist. Für Juden in Israel ist eine jüdische Mehrheit das Fundament, auf dem ihr Staat gebaut ist." David Ben-Gurion habe 1947 klar gesagt: "Nur ein Staat mit mindestens 80% Juden ist ein lebensfähiger und stabiler Staat."
### Anstieg antisemitischer Gewalt
Klein dokumentiert eine beunruhigende Zunahme antisemitischer Angriffe, deren Täter ihre Motive als "Verteidigung der Palästinenser" beschrieben hätten. Beispiele seien Brandanschläge auf Josh Shapiros Haus, Morde an israelischen Botschaftsmitarbeitern oder ein Flammenwerfer-Angriff auf eine Geisel-Solidaritätsveranstaltung. Die Washington Post wird zitiert: "Angriffe gegen die jüdische Gemeinschaft nehmen seit Jahren zu, aber zunehmend nennen Täter Israels Krieg in Gaza als Motiv."
### Debatte über Antisemitismus-Definition
Deborah Lipstadt, Bidens Sondergesandte gegen Antisemitismus, werde zitiert mit der Position, dass junge Menschen, die Israels Existenzrecht infrage stellten, "möglicherweise nicht antisemitisch in der Absicht" seien, aber "das Leben der Hälfte der jüdischen Weltbevölkerung in Gefahr zu bringen ist absolut antisemitisch in der Auswirkung." Klein vergleiche dies mit Ibram X. Kendis Anti-Rassismus-Definition, bei der Absichten irrelevant seien.
## Einordnung
Kleins Analyse behandelt einen hochsensiblen Moment amerikanisch-jüdischer Geschichte mit journalistischer Sorgfalt. Er lässt verschiedene Stimmen zu Wort kommen - von Rabbinern über Politiker bis zu Wissenschaftlern - und vermeidet dabei sowohl apologetische als auch anklagende Töne. Bemerkenswert ist seine Bereitschaft, unbequeme Widersprüche zu benennen: etwa zwischen den liberalen Werten der amerikanischen Diaspora und der ethno-nationalistischen Realität Israels. Die Argumentation bleibt durchgehend evidenzbasiert, auch wenn emotionale Dimensionen nicht ausgeblendet werden. Problematisch erscheint gelegentlich die Gleichsetzung von Kritik an israelischer Politik mit Antisemitismus, ohne dass diese Verbindung immer schlüssig belegt wird. Kleins Fokus auf New York City als Mikrokosmos ist analytisch fruchtbar, könnte aber andere amerikanische Kontexte unterbelichten. Die Dokumentation antisemitischer Gewalt ist wichtig und faktisch untermauert, die kausalen Verknüpfungen mit Israel-Kritik bleiben jedoch teilweise spekulativ. Insgesamt bietet der Podcast eine differenzierte Bestandsaufnahme einer Gemeinschaft im Umbruch, ohne einfache Antworten zu suggerieren. Hörempfehlung für alle, die die komplexen Dynamiken amerikanisch-jüdischer Politik verstehen möchten.