Echo der Zeit: Erstmals eine Frau an der Spitze der anglikanischen Kirche
Politisches Tagesmagazin aus der Schweiz: weltweite Themen, knapp erklärt, mit journalistischem Anspruch.
Echo der Zeit
11 min read2560 min audioDer "Echo der Zeit"-Podcast vom 3. Oktober 2024 bietet in knapp 40 Minuten eine kompakte Weltlage im Schweizer Rundfunkformat. Moderator Ivan Lieberherr führt durch Themen von der ersten weiblichen Erzbischöfin der Anglikaner, Sarah Mullally, bis zu Streiks in Italien, Sudan-Zivilgesellschaft, Ukraine-Atomwaffen-Debatte und Klimapolitik-Frust. Die Sendung misst sich an journalistischem Anspruch: schnelle Abfolge, klare Einordnung, diverse Perspektiven.
### 1. Erste Frau an der Spitze der Anglikaner
Sarah Mullally gelte als "beispiellose" Karriere: von Krankenschwester zur „Chief Nursing Officer“, dann Priesterin, Bischöfin und nun Erzbischöfin. Sie kündige an, „den vergessenen Opfern sexueller Gewalt in ihrer Kirche“ verstärkt zu lauschen und „eine Kultur des Wohlergehens und Sicherheit für alle“ zu schaffen. Dabei bleibe ihr „realistischer Blick“ erhalten: "Gleich in ihrer ersten Ansprache heute aus Canterbury live auf BBC spricht sie die soziale Not in England an."
### 2. Italiens Streikwelle für Gaza
Große Teile Italiens lägen brach, weil Gewerkschaften in „Solidarität mit Gaza“ zum Generalstreik riefen. Der Beitrag skizziert, wie breite Bündnisse aus Gewerkschaften, Sozialverbänden und Aktivisten die Regierung unter Druck setzen. Konkrete Forderungen bleiben offen, der Fokus liege auf humanitärer Waffenruhe und Unterstützung der palästinensischen Zivilbevölkerung.
### 3. Sudan-Zivilgesellschaft erhält "Alternativen Nobelpreis"
Trotz Bürgerkrieg und Repression existiere eine „sehr starke Zivilgesellschaft, übrigens mit einer sehr starken Rolle von Frauen und jungen Menschen“, stellt der Sudan-Experte Roman Deckert fest. Die Auszeichnung für lokale Hilfsinitiativen würdige diese „Leuchtturm der Hoffnung“. Sie zeige, wie Sudanesen Netzwerke aufrechterhielten, wo der Staat versage.
### 4. Atomwaffen für die Ukraine – Tabu als Option
Ein Beitrag diskutiert, ob die Ukraine angesichts russischer Angriffe eigene Atomwaffen bräuchte. 1994 habe Kiew die sowjetischen Sprengköpfe an Moskau abgetreten, im Gegenzug erhaltene Sicherheitsgarantien seien nun „wenig wert". Experten äußern, dass zumindest eine Rückkehr zur Atomoption „denkbar“ sei, obwohl der Westen dies bisher ablehnt. Faktencheck bleibt aus; der Ton ist spekulativ.
### 5. Klimapolitik „auf Talfahrt“
Die Klimaschutz-Debatte sei „blockiert", heißt es ohne konkrete Zahlen. Grund seien wirtschaftliche Sorgen, geopolitische Spannungen und fehlender „bürgerschaftlicher Druck“. Der Beitrag verweist auf „verpasste Ziele" und „lahmende Konferenzen", bleibt aber bei allgemeiner Ratlosigkeit.
## Einordnung
Die Sendung zeigt klassische Tugenden des Schweizer Tagesmagazins: schnelle Themen-Vielfalt, internationale Perspektive, klare Sprache. Gleichzeitig fällt auf, dass komplexe Debatten – Atomwaffen für die Ukraine, Klimapolitik-Frust – oft nur oberflächlich gestreift werden. Expert:innen kommen zu Wort, aber weder Atomwaffen-Sachverständige noch Klima-Ökonom:innen werden kritisch befragt; es bleibt bei suggestiven Fragen („Atomwaffen für die Ukraine, Fragezeichen“). Der kurze Beitrag zur Erzbischöfin Mullally wirkt am ausgewogensten: Hier stehen ihre eigenen Worte im Mittelpunkt, und die gesellschaftliche Sprengkraft ihres Amtsantritts wird kontextualisiert. Insgesamt liefert „Echo der Zeit“ eine brauchbare erste Orientierung, wer aber Hintergründe oder kontroverse Gegenstimmen sucht, muss woanders weitersuchen.