Der Echo der Zeit vom 29. August 2025 bietet eine kompakte, journalistisch solide Nachrichtenrunde. Moderator Matthias König führt durch die Themen: das deutsch-französische Spitzentreffen in Toulon, die Regierungskrise in Thailand, die Kompass-Initiative gegen neue EU-Verträge, die Debatte um die Abschaffung des Eigenmietwerts sowie die Folgen der US-Zölle und die OECD-Mindeststeuer. Korrespondent:innen wie Zoe Geisler, Martin Aldrowandi und Thomas Gutersohn liefern Hintergrundberichte, während Experteninterviews die Argumente zu den Abstimmungsvorlagen strukturiert darstellen. Besonders herausgestellt werden die angebliche Wiederbelebung der deutsch-französischen Achse, die systematische Ausschaltung der Chinawat-Dynastie in Thailand durch Gerichtsurteile und die Frage, ob die Schweiz die OECD-Mindeststeuer aussetzen sollte. ### Deutsch-französische Achse soll wieder laufen Frankreichs Präsident Macron habe Bundeskanzler Merz in die Sommerresidenz eingeladen – eine Geste, die es zuvor nur für Helmut Kohl und Angela Merkel gegeben habe. Die Beziehung zu Merz’ Vorgänger Scholz sei wegen fehlender „Chemie“ und unterschiedlicher Führungsstile „lauwarm“ gewesen. Nun wolle man einen Neustart wagen, konkret gehe es um weniger EU-Bürokratie, gemeinsame Druckmittel gegen Putin und die Anerkennung von Atomkraft als nachhaltige Energie. ### Thailand: Gericht stoppt Chinawat-Dynastie Das Verfassungsgericht habe Premierministerin Petongtan Chinawat nach nur einem Jahr im Amt abgesetzt. Grund sei ein geleaktes Telefonat, in dem sie einen General verunglimpft habe. Es sei bereits der sechste Regierungschef, der entweder dem Clan angehöre oder von ihm ernannt worden sei und später – per Putsch oder Urteil – entfernt worden sei. Kritiker:innen werten das Gericht als „mächtiges politisches Instrument“ konservativer Eliten. ### Kompass-Initiative will doppeltes Stimmrecht Die heute eingereichte Kompass-Initiative verlange für neue EU-Verträge Volks- und Ständemehr. Initiant Alfred Gantner argumentiere, die Verträge griffen tief in die Souveränität und die direktdemokratischen Rechte ein. Die EU sei bereits voll integriert, „es geht nur um geringe administrative Kostenvorteile – ein Netto-Minusgeschäft“. Experte Fabio Wasserfallen erwartet, dass Trumps Zollpolitik die EU-Befürworter:innen stärke. ### Eigenmietwert-Abschaffung droht mit Steuerausfällen Kantone und Städte warnten vor 1,8 Mrd. CHF Steuerausfall, sollte der Eigenmietwert abgeschafft werden. Uri drohe ein Verlust von 5 % seiner Steuern. Die SVP halte Gegenfinanzierungen über Objektsteuern für ausreichend und argumentiere: „Wenn die Leute mehr Geld haben, geben sie mehr aus – das bringt dem Fiskus am Ende mehr.“ Kritiker:innen sprechen von „ungerechter Vorlage“, die Immobilienbesitzende bevorzuge. ### OECD-Mindeststeuer: FDP will Aussetzung Seit die USA Schweizer Exporte mit 39 % Zoll belegen, fordere die FDP eine Aussetzung der OECD-Mindeststeuer. Economis Swiss warne jedoch: „Andere Staaten könnten Schweizer Großunternehmen dann über Auslandsniederlassungen zusätzlich besteuern – die Einnahmen flössen ins Ausland.“ Experten halten juristische Angriffe auf das Regelwerk für möglich, doch derzeit plädiere die Wirtschaft für Vorsicht. ### Chernobyl: Krieg verwüstet Sperrzone Seit der russischen Besatzung 2022 seien Minen verlegt und radioaktiver Staub aufgewirbelt worden. Tourismus sei unmöglich, Wildtiere gefährdet. Anton Jumenko, staatlich geprüfter Führer, berichtet: „Die Zone verlässt dich nicht, auch wenn du sie verlässt.“ ## Einordnung Als traditionsreiche Hintergrundsendung liefert der Echo der Zeit eine klare Struktur: Nachrichtenblock, vertiefte Analyse, Korrespondentenberichte, Expertengespräch. Die Auswahl der Themen ist breit gefächert, doch bleibt der Fokus auf Schweizer Interessen und westliche Perspektiven. Die Sprecher:innen sind sachlich, Zitate werden korrekt zugeordnet, unbelegte Behauptungen sind nicht erkennbar. Auffällig ist die deutliche Machtperspektive: Macron und Merz als „Führungsanspruch“ verkörpernde Politiker, die SCO als „antiwestlicher Zusammenschluss“, westliche Organisationen als „nicht in Bestform“. Die Schweiz erscheint als vermeintlich neutrale Beobachterin, die sich doch stets auf die Seite der EU oder der USA schlägt. Fehlende Stimmen sind etwa syrische oder libanesische Expert:innen, wirtschaftlich marginalisierte Gruppen oder Gegner:innen der Atomkraft. Insgesamt eine professionell produzierte, aber klar westlich geprägte Nachrichtensendung ohne redaktionelle Überraschungen. Hörempfehlung: Wer eine schnelle, verlässliche und gut recherchierte Nachrichtenübersicht auf Deutsch sucht, bekommt hier das volle Programm – mit leichtem Schweizer Fokus und westlichem Blickwinkel.