Die DW-Podcastfolge „After Raila Odinga, who leads Kenya's opposition now?“ diskutiert mit dem Korrespondenten Felix Maringa und dem Analysten Billian Ojiwa die Machtlücke nach dem Tod des kenianischen Oppositionsführers Raila Odinga. Odinga galt vier Jahrzehnte lang als charismatischer Volksheld, der es verstand, breite Bevölkerungsgruppen zu mobilisieren und die Regierung unter Druck zu setzen. Ohne ihn sei die Opposition zerstritten und suche nach einer neuen Identität. Beide Gesprächspartner betonen, dass es keinen offensichtlichen Nachfolger gebe – weder innerhalb seiner Partei ODM noch in der gesamten Oppositionslandschaft. Gleichzeitig erhoffen sie sich von der jungen Generation eine Neuaufstellung jenseits ethnischer Machtblöcke und alter Parteistrukturen. ### 1. Kein designierter Erbe – weder personell noch programmatisch Odinga habe nie einen Nachfolger nominiert; interne Rivalitäten und Angst vor Konkurrenz hätten eine Vorbereitung auf die Nach-Ära verhindert. Ojiwa konstatiert: „He never let anyone to inherit his support base when he was still alive.“ ### 2. Die Opposition steht ohne einheitliche Führung da Die fragmentierten Kräfte um Rigathi Gachagua, Martha Karua und andere vermögen laut Maringa nicht, die Massen zu mobilisieren; Regierung reagiere deshalb kaum auf ihre Forderungen. ### 3. Ethnische Re-Organisation droht Ohne den überethnischen Mobilisator Odinga könnten Gemeinschaften wieder Stammes-„Kingpins“ hervorbringen, warnt Ojiwa: „different communities are going to reorganize themselves.“ ### 4. Junge Wähler:innen verweigern sich bisherigen Parteien Die Gen-Z-Proteste der jüngeren Vergangenheit zeigten, dass viele sich weder von Regierung noch von alter Opposition vertreten fühlen; ihre Weigerung, sich für 2027 zu registrieren, signalisiert Politikverdrossenheit. ### 5. Chance für neue sozialmediale Bewegungen Beide Experten halten eine Bühne frei für junge Führungspersönlichkeiten, die Jobs, Technologie und Sozialreformen in den Mittelpunkt stellen könnten – ohne historische Parteibindung. ### 6. ODM droht Spaltung Teile der Parteispitze arbeiten mit der Regierung zusammen, während jüngere Abgeordnete Opposition gegen die Kooperation üben – ein interner Machtkampf ist wahrscheinlich. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein professionell moderiertes Nachressort-Gespräch: klare Fragen, knappe Einleitungen, keine Werbeunterbrechungen. Dennoch bleibt die Analyse deskriptiv; harte Fakten (Umfragewerte, Machtverhältnisse im Parlament, Finanzquellen der Parteien) fehlen. Weder wird die Rolle westlicher Geber noch die von Wirtschaftseliten hinterfragt, die Odingas Deals mit der Regierung mitfinanzierten. Stattdessen reproduziert der Podcast die gängige Erzählung vom charismatischen „People's President“ und kolportiert ohne Bewertung die These, dass Anhänger:innen ihm Telefonanbieter wechselten, wenn er es verlange. Die Expertise der Interviewten bleibt oberflächlich – historische Kontexte werden nur in Anekdoten angerissen. Positiv: Es gelingt dennoch, die Perspektive der jungen, unorganisierten Wähler:innen sichtbar zu machen und die Gefahr ethnischer Fragmentierung zu benennen. Alles in allem liefert die Folge einen zugänglichen, aber analytisch dünnen Überblick über eine politische Schicksalsfrage Kenias.