Echo der Zeit: Was Vladimir Putin von der Welt will

Fundierte Analyse zu Putins geopolitischem Kalkül, emotionale Berichte aus Afghanistan und dem zerstörten Platten – mit Schweizer Tiefgang.

Echo der Zeit
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Die aktuelle Ausgabe von «Echo der Zeit» widmet sich vor allem dem bevorstehenden Treffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska. Die Historikerin Susanne Schattenberg erklärt, dass Putin die Ukraine als Teil Russlands betrachte und sich ein «neues Jalta» wünsche, bei dem die Welt neu aufgeteilt werde. Die Sendung beleuchtet zudem die Lage afghanischer Frauen vier Jahre nach der Machtübernahme der Taliban, neue Hoffnungen bei der Behandlung der Sichelzellanämie durch Crisper-Gentherapie, die 100-Jahr-Geschichte der Migros und die Einführung des ersten «Superblocks» in Basel. Schliesslich erzählt Jelena Kalbermatten, wie das zerstörte Dorf Platten ihre Lebenspläne verändert hat. ### Putin sehe die Ukraine als historischen Teil Russlands Susanne Schattenberg erklärt: „Für ihn die Ukraine ja gar kein eigener Staat ist, sondern eigentlich nur ein Teil Russlands, der unerhörterweise sozusagen freigelassen wurde.“ ### Ein neues Jalta als geopolitisches Ziel Putin träume von einer Neuaufteilung der Welt in Interessensphären: „Man braucht ein neues Jalta, wo eben die Großmächte von ihren ideologischen Unterschieden sich frei machen.“ ### Die Gemeinschaft von Platten lebe weiter – trotz Zerstörung Jelena Kalbermatten berichtet: „Bis jetzt haben wir es geschafft, das irgendwie zu händeln und ich wage sogar zu behaupten, unsere Gemeinschaft ist gewachsen.“ ### Neue Gentherapien böten Hoffnung bei Sichelzellanämie Die Crisper-Technik ermögliche erstmals eine Behandlung ohne Knochenmarkspende – allerdings zu Preisen von rund 2 Millionen Franken. ### Superblocks sollen Quartierleben stärken In Basel werde erstmals ein Superblock getestet – mit gemischten Reaktionen: „Ich finde das schon cool, wenn sie auch nicht dürfen, weil dann haben die Kinder wirklich die Straße für sich.“ ## Einordnung Die Sendung arbeitet mit klaren narrativen Mustern: Internationale Politik wird durch Expertise historisch eingeordnet, während persönliche Schicksale – wie das der afghanischen Frauen oder der Betroffenen von Platten – emotional aufgeladen werden. Die journalistische Stärke liegt in der Verbindung von politikwissenschaftlicher Analyse mit individuellen Erfahrungen. Kritisch anzumerken ist, dass bei der Ukraine-Krise die ukrainische Perspektive fehlt – sie wird nur als Objekt der Grossmächte thematisiert. Die Beiträge zu Gentherapie und Superblocks bleiben stark technik- und lösungsorientiert, ohne kritische Fragen nach Zugangsgerechtigkeit oder sozialer Ausgrenzung zu stellen. Die Migros-Geschichte wird als Erfolgs- und Krisennarrativ der Schweizer Wirtschaftsgeschichte erzählt – mit wenig Blick auf globale Verflechtungen oder Arbeitsbedingungen. Insgesamt liefert die Sendung solide recherchierte Hintergrundberichte, bleibt aber innerhalb eines eher konsensualen Rahmens, der bestehende Machtverhältnisse selten hinterfragt. Hörempfehlung: Wer fundierte Einordnung zu Putins Weltbild und emotionale Einblicke in die Folgen von Katastrophen sucht, bekommt hier beides – mit journalistischem Anspruch, aber ohne radikale Perspektivenwechsel.