Your Local Epidemiologist: Weekend chaos at the CDC
Eine kritische Analyse der politisch motivierten Krise bei der US-Gesundheitsbehörde CDC, der aktuellen Bedrohung durch die Vogelgrippe und der Widerstandsfähigkeit der Wissenschaft.
Your Local Epidemiologist
13 min readDr. Katelyn Jetelina, eine Epidemiologin, schlägt in ihrem Newsletter "Your Local Epidemiologist" (YLE) Alarm angesichts einer dramatischen Entwicklung bei der US-Gesundheitsbehörde CDC. Sie berichtet von einer plötzlichen Entlassungswelle, bei der rund 1.300 Mitarbeiter:innen ohne Vorwarnung per E-Mail entlassen wurden. Betroffen waren zentrale Abteilungen, darunter das Team für die wissenschaftlichen MMWR-Berichte, Seuchenermittler:innen und sogar der Krisenmanager für die nationale Masernreaktion. Obwohl später 700 Personen aufgrund eines angeblichen "Kodierungsfehlers" wieder eingestellt wurden, bleiben kritische Bereiche wie die Biologische Abwehr unterbesetzt.
Jetelina bezeichnet diesen Vorgang als ein "unkontrolliertes Experiment", das die Belastbarkeit des öffentlichen Gesundheitssystems auf die Probe stellt. Sie argumentiert, dass diese Maßnahmen politisch motiviert seien und zitiert eine Quelle aus dem Office of Management and Budget (OMB), die das Ziel formuliert habe, die Mitarbeiter:innen zu traumatisieren: „Wir wollen sie in ein Trauma versetzen.“ Die Autorin warnt, dass die Zerstörung der Behörde ohne einen Plan für den Wiederaufbau stattfindet und das entstehende Vakuum durch Chaos und Ideologie gefüllt werde. Langfristig werde sich dieser Abbau in Menschenleben messen lassen.
Neben dieser politischen Krise thematisiert der Newsletter die Rückkehr der Vogelgrippe (H5N1) mit einem Anstieg der Fälle bei Vögeln, was bald die Eierpreise beeinflussen könnte. Das Risiko für die Allgemeinheit sei zwar gering, doch für bestimmte Gruppen wie Jäger:innen oder Geflügelhalter:innen bestehe eine erhöhte Gefahr. Aufgrund des "Government Shutdowns" sind offizielle Daten zu Infektionskrankheiten blockiert. Jetelina liefert daher einen alternativen Lagebericht, der auf Google Trends und anderen Quellen basiert: COVID-19-Zahlen sinken, die Grippe ist noch auf niedrigem Niveau, aber RSV nimmt in den Südstaaten zu. Abschließend berichtet sie von positiven Nachrichten, wie der Verleihung renommierter "Genius Grants" an Forschende im Bereich Public Health und einem Rückgang der Depressionsraten bei jungen Menschen.
Länge des Newsletters: 12116
## Einordnung
Dr. Jetelina argumentiert aus der Perspektive einer engagierten Wissenschaftlerin, die die Demontage ihres Fachgebiets durch politische Interessen anprangert. Ihr Framing ist das einer akuten Krisenberichterstattung, wobei sie Metaphern wie den "langsamen Aderlass" oder das "unkontrollierte Experiment" nutzt, um die Dringlichkeit und die potenziell katastrophalen Folgen zu verdeutlichen. Die Quellenbasis ist transparent: Wo offizielle Daten fehlen, weicht sie auf alternative Indikatoren und die Arbeit von Kolleg:innen aus und stärkt so ihre Glaubwürdigkeit.
Die implizite Annahme des Textes ist, dass eine von der Politik unabhängige, wissenschaftsbasierte Gesundheitsbehörde ein unverzichtbares öffentliches Gut ist. Kritische Stimmen, die den Abbau der Behörde befürworten – wie die kurz erwähnte "MAHA"-Bewegung –, werden zwar benannt, ihre Motive aber nicht tiefer analysiert. Der Fokus liegt klar auf der Verteidigung der Institution und ihrer Mitarbeiter:innen. Die Agenda ist eindeutig: die Lesenden über die Gefahren der Politisierung von Wissenschaft aufzuklären und für den Erhalt des öffentlichen Gesundheitssystems zu mobilisieren.
Der Newsletter ist eine Leseempfehlung für alle, die ein präzises und zugleich leidenschaftliches Bild von der aktuellen Lage des US-Gesundheitssystems erhalten möchten. Er zeigt eindrücklich, wie politische Entscheidungen die wissenschaftliche Infrastruktur und damit die Sicherheit der Bürger:innen direkt gefährden, und macht komplexe Zusammenhänge verständlich.