Echo der Zeit: International: Nur Show? Saudi-Arabiens ehrgeizige Modernisierung
Die Episode zeigt Saudi-Arabiens Reformen durch die rosige Brille von Befürworter:innen – ohne ernsthafte Gegenstimmen.
Echo der Zeit
1530 min audioDie «Echo der Zeit»-Episode beleuchtet Saudi-Arabien unter Kronprinz Mohammed bin Salman, der mit Reformen wie dem Autofahren für Frauen und neuen Unterhaltungsangeboten eine Modernisierung vorantreibt. Als Sprecher:innen kommen eine Radiostimme sowie zwei junge Saudi:innen – Reem Al-Mousa (Ärztin und Mutter) und Mohammad Al-Dosary (Medienstudent) – zu Wort. Sie loben die gewonnenen Freiheiten und die Verbindung von Tradition und Moderne, während Kritiker:nnen die Reformen als Makelkorrektur für Menschenrechtsverletzungen sehen.
### 1) Frauen würden neue Rollen übernehmen
Die Interviewpartnerin Al-Mousa berichtet, dass Frauen nun „bosses“ und Generalmanagerinnen seien: „I mean, my dad raised me to be a strong woman, and I, I always go to my dream.“
### 2) Die Kleidungsfreiheit würde zunehmen
Obwohl Al-Mousa freiwillig Kopftuch und Abaya trägt, betone sie die Wahlfreiheit: „If you want to wear it, you can wear it. If you don't want to wear it, you can take it off.“
### 3) Junge Männer würden Unterhaltung genießen
Al-Dosary schildert, dass Konzerte und Kinobesuche möglich seien: „You can go to movies, you can go to concerts… we need to grow up in a very open country.“
### 4) Die Transformation gelte als authentisch
Beide Protagonisten weisen Kritik an der Glaubwürdigkeit der Reformen zurück und sprechen von „a very good step for our future“.
### 5) Die jungen Saudi:innen würden stolz sein
Die Episode schließt mit fast identischen Statements: „I'm very proud of my country… and everything that we are doing right now.“
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein gut inszenierter Image-Film statt wie kritische Berichterstattung: Die Stimme aus dem Off zitiert zwar Menschenrechtsbedenken, doch im Gespräch kommen ausschließlich junge, englischsprachige Befürworter:innen zu Wort. Expertinnen aus Zivilgesellschaft, Exilant:innen oder Betroffene politischer Repression fehlen gänzlich; stattdessen dominieren persönliche Erfolgsstorys und Nationalstolz. Die Kernaussagen der Interviewten sind sprachlich fast identisch, was den Eindruck eines abgestimmten Narrativs verstärkt. Faktische Überprüfungen oder Gegenstimmen bleiben aus; die Frage, warum unabhängige Beobachter:innen die Reformen als „Fassade“ bezeichnen, wird nicht vertieft. So bleibt der Eindruck, der Podcast übernehme die saudische PR-Perspektive, ohne sie journalistisch zu hinterfragen.