OMR Podcast: So will Johannes Thomas Trivago aus der Krise führen (#824)

Trivago-CEO Johannes Thomas im OMR Podcast über das Comeback nach der Pandemie, KI-Strategien und die Zukunft des Reiseportals.

OMR Podcast
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Philipp Westermeyer begrüßt Johannes Thomas, den neuen CEO von Trivago, in der Episode "Trivago Update mit Johannes Thomas". Thomas erzählt seine ungewöhnliche Karriere vom Praktikanten zum CEO eines börsennotierten Unternehmens und skizziert das Comeback nach der Corona-Krise. Die Episode bietet tiefe Einblicke in die Strategie, Kultur und Zukunftspläne von Trivago. ### Trivago habe während Corona fast den kompletten Umsatz verloren Thomas berichtet, dass Trivago zu Beginn der Pandemie "99% Umsatz verloren" habe und die Firma "stark konsolidiert" werden musste. Dies sei eine "graue Zeit" gewesen, in der "hunderte von Leuten in kürzester Zeit gehen gelassen" werden mussten. ### Die Unternehmensbewertung sei vor dem Comeback fast bei Null gewesen Laut Thomas habe die Unternehmensbewertung Ende 2023 "fast null" betragen, wenn man die Cashbestände abziehe. Die Market Cap sei auf etwa 120 Millionen Euro gefallen, was fast exakt dem Cash auf der Bank entsprochen habe. ### KI spiele eine zentrale Rolle bei der Transformation Thomas betont, dass KI-Technologien entscheidend für die Effizienzsteigerung seien. So sei das Content-Team von 150 auf 5-8 Personen reduziert worden, während KI nun Hotel-Highlights, Review-Summaries und personalisierte Webseiteninhalte generiere. ### Fernsehwerbung bleibe trotz Digitalisierung wichtig Trotz des Trends zu digitalen Kanälen setzt Trivago weiterhin stark auf lineare TV-Werbung. Thomas erklärt, dass sie "in 25 Märkten wieder aktiv" seien und dass Fernsehwerbung "immer noch sehr gut funktioniere", besonders für die Zielgruppe mit Kaufkraft. ### Jürgen Klopp werde via KI für globale Kampagnen genutzt Ein besonderes Highlight sei die Verwendung von Jürgen Klopp als globalen Werbeträger. Durch KI-Technologie könne Klopps Stimme in verschiedene Sprachen übersetzt werden, was die Produktion erheblich vereinfache und Kosten spare. ### Der Reisemarkt biete enormes Wachstumspotenzial Thomas zeigt sich überzeugt, dass Trivago im 500-Milliarden-Hotelmarkt mit unter 1% Marktanteil noch "riesiges Potenzial" habe. Das Ziel sei es, wieder zu den Umsätzen vor der Pandemie von 700-800 Millionen Euro zurückzukehren und langfristig die Milliardenmarke zu erreichen. ## Einordnung Die Episode besticht durch ihre ungewöhnliche Offenheit: Johannes Thomas spricht offen über existenzielle Krisen, fast-bankrotte Bewertungen und harte Personalentscheidungen. Diese Ehrlichkeit ist erfrischend, wird aber durch einen starken PR-Fokus ausbalanciert - die KI-Transformation und die Jürgen-Klopp-Kampagne werden als geniale strategische Moves dargestellt, wobei kritische Fragen zur tatsächlichen Wirksamkeit nur oberflächlich gestreift werden. Interessant ist die Selbstinszenierung als "Europas Hoffnung" gegenüber US-Konkurrenten, wobei die Abhängigkeit von Google und die Marktmacht von Expedia (60% Anteil) kaum problematisiert werden. Die Diskussion bleibt auf Business-Strategie fokussiert, gesellschaftliche oder ethische Fragen zur Monopolisierung des Reisemarktes werden ausgeblendet. Für Hörer:innen mit Interesse an Unternehmensstrategien und Marketing bietet die Episode wertvolle Einblicke, bleibt aber in der kritischen Analyse oberflächlich. Hörempfehlung: Wer sich für Comeback-Storys und strategische Neuausrichtungen von Unternehmen interessiert, bekommt hier einen spannenden Einblick - mit der Einschränkung, dass kritische Fragen nur selten gestellt werden.