# Schlagfertig reagieren: Wie wir in schwierigen Situationen nicht sprachlos bleiben In dieser Folge des Psychologie-Podcasts "So bin ich eben" sprechen die Psychotherapeutin Stefanie Stahl und der Psychologe Lukas Klaschinski mit Nicole Staudinger, Bestsellerautorin und Schlagfertigkeitstrainerin, über die Kunst der schlagfertigen Kommunikation. Das Gespräch dreht sich um Techniken und innere Haltungen, die helfen, in unangenehmen Situationen souverän zu reagieren. ### 1. Schlagfertigkeit sei vor allem eine Frage der inneren Haltung und des Selbstbildes Laut Nicole Staudinger sei Schlagfertigkeit weniger das auswendige Lernen von Techniken, sondern vielmehr eine Frage der inneren Einstellung. Diese Haltung forme den Tonfall und entscheide darüber, ob man überhaupt schlagfertig reagieren könne. "Da steht, Schlagfertigkeit steht für das prompte Reagieren eines verbalen Angriffs und sie steht für Geistesgegenwart und Intelligenz", zitiert sie Wikipedia und ergänzt: "Meine Definition ist, wem gestehe ich es zu, mir wertvolle Lebenszeit durch Ärger zu klauen. Und das ist eine innere Haltung." ### 2. Die drei Sekunden und das "Schutzschild" seien entscheidend In einer unangenehmen Situation habe man nur etwa drei Sekunden Zeit zu reagieren. Staudinger empfehle daher ein mentales "Schutzschild": "Damit wir diese drei Sekunden den Spruch nicht in den Kopf lassen, aber noch viel wichtiger, nicht ins Herz lassen, wo er dann auch Keime schlagen kann und große Selbstzweifel anrichten kann. Dafür brauchen wir ein Schutzschild." ### 3. Frauen und Männer würden Kritik unterschiedlich verarbeiten Es gebe geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit Kritik. Frauen neigten eher dazu, Angriffe zu sehr zu sich zu nehmen, während Männer oft nicht einmal merkten, wenn sie kritisiert würden: "Bis ein Mann ja eine Kritik wirklich persönlich nimmt, da muss ich dem ja schon wirklich sagen, Achtung Nüna Nüna, die jetzt folgende Kritik ist nur für dich bestimmt. Der versteht ja nichts." ### 4. Konkrete Techniken für mehr Schlagfertigkeit könnten erlernt werden Staudinger stelle verschiedene praktische Techniken vor, wie die "Zwei-Silben-Antwort", bei der man einfach "ach was" oder "du Fuchs" erwidere, wenn einem nichts einfalle. Eine andere Methode sei der "Gegenkonter", bei dem man die Aussage des Gegenübers umdrehe, wie Churchill es getan habe. Auch die "Technik der Umdeutung" und die "Technik des Nichtdenkens" seien hilfreich, bei der man nur die Sachebene verstehe und nicht interpretiere. ### 5. Schlagfertigkeit sei ein Resilienz-Tool und könne trainiert werden Staudinger betone, dass Schlagfertigkeit trainiert werden könne und als Resilienz-Tool diene: "Für mich ist Schlagfertigkeit ja auch nicht dieses das letzte Wort haben müssen oder jemand anderem klein machen. Das ist es ja alles nicht. Für mich ist Schlagfertigkeit eine Form für sich selbst einzustehen und ich bin fest davon überzeugt, es ist ein Resilienztool." ## Einordnung Der Podcast bietet einen praxisnahen Einblick in das Thema Schlagfertigkeit, wobei Nicole Staudinger authentisch ihre Expertise teilt. Die Kombination aus psychologischem Fachwissen und pragmatischen Ratschlägen macht die Folge besonders wertvoll für Hörer:innen, die in schwierigen Gesprächssituationen oft sprachlos bleiben. Bemerkenswert ist, wie Staudinger Schlagfertigkeit nicht als aggressive Kommunikationsform, sondern als Tool zur Selbstermächtigung und Resilienz neu rahmt. Während die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Kommunikationsverhalten auf Erfahrungswerten basieren, bleibt eine tiefergehende Reflexion gesellschaftlicher Machtverhältnisse aus. Die Diskussion fokussiert stark auf individuelle Lösungsansätze und vernachlässigt strukturelle Aspekte, die zu kommunikativer Ungleichheit führen können. Dadurch entsteht ein Frame, der suggeriert, dass die Verantwortung für gelingende Kommunikation primär bei den (meist weiblichen) Betroffenen liegt. Trotz dieser Einschränkung bietet die Episode einen niedrigschwelligen, humorvollen Zugang zum Thema und vermittelt praktisch anwendbare Strategien, die im Alltag tatsächlich hilfreich sein können. Besonders wertvoll ist dabei der Ansatz, das eigene Selbstbild zu reflektieren und die innere Haltung zu stärken, statt nur oberflächliche Kommunikationstechniken zu vermitteln.