Shortcut – Schneller mehr verstehen: Weiße in Südafrika und Donald Trump: Eine bizarre Verschwörungserzählung

Warum Trumps Genozid-Behauptung über weiße Südafrikaner nicht der Realität entspricht und welche Ängste dahinterstehen.

Shortcut – Schneller mehr verstehen
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In dieser 18-minütigen Episode spricht Maximilian Sepp mit SPIEGEL-Korrespondentin Muriel Kalisch über die Situation weißer Südafrikaner nach dem Ende der Apartheid. ### Trumps Genozid-Behauptung werde nicht durch Realität gestützt Kalisch widerspricht Donald Trumps Behauptung, weiße Südafrikaner würden einem Genozid ausgesetzt sein. Sie erklärt: "Die Zahlen zeigen ein anderes Bild. Es gibt keine systematische Verfolgung oder gar einen Genozid an der weißen Bevölkerung." Stattdessen seien die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen eher Ausdruck allgemeiner Kriminalitätsprobleme. ### Privilegienverlust führe zu Verunsicherung Die weiße Minderheit habe nach 1994 viele ihrer historischen Privilegien verloren, was zu Verunsicherung führe. "Viele weiße Südafrikaner haben Angst vor der Zukunft, weil sie ihre privilegierte Stellung verloren haben", so Kalisch. Dies manifestiere sich in Sicherheitsmaßnahmen wie privaten Wachdiensten und Zäunen. ### Emotionale Faktoren würden rationale Einschätzung überlagern Die Korrespondentin beschreibt, wie sich manche weiße Südafrikaner bedroht fühlten, obwohl die Statistiken dies nicht rechtfertigten. Die Angst vor Kriminalität werde oft mit der eigenen gesellschaftlichen Positionsveränderung vermischt. ## Einordnung Das Format präsentiert ein differenziertes Bild zu einem komplexen Thema, das in internationalen Diskursen oft verkürzt dargestellt wird. Kalischs Analyse basiert auf vor-Ort-Recherchen und statistischen Daten, wodurch sie emotionalen Narrativen mit Fakten begegnet. Besonders wertvoll ist die Kontextualisierung von Trumps Äußerungen - statt diese nur zu dementieren, erklärt die Korrespondentin die zugrundeliegenden Ängste und gesellschaftlichen Dynamiken. Die Diskussion bleibt sachlich und vermeidet sowohl Verharmlosung als auch Dramatisierung. Allerdings fehlen Stimmen betroffener Südafrikaner selbst, sowohl aus der weißen als auch der schwarzen Bevölkerung. Die Analyse erfolgt primär aus journalistischer Außenperspektive. Eine stärkere Einordnung der historischen Kontinuitäten und der Rolle internationaler Akteure bei der Instrumentalisierung dieser Narrative wäre bereichernd gewesen. Dennoch bietet die Episode eine wichtige Korrektur zu vereinfachenden Darstellungen und zeigt, wie komplexe gesellschaftliche Transformationen in populistische Narrative eingeordnet werden.