LÄUFT - Der Podcast von epd medien und Grimme Institut: 67. Maren Kroymann: "Ich bin nicht trashig genug"

Im Grimme- und Grimme-Institut-Podcast erzählt Maren Kroymann, warum sie trotz Preisen nicht aufhören will und wie ARD ihre alten Hörer:innen abschreibt.

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Alexander Matzkeit begrüßt die Kabarettistin Maren Kroymann, die trotz mehrfacher Lebenswerkpreise wie dem Grimme-Preis 2025 und dem Robert-Geisendörfer-Preis 2025 weiter aktiv ist. Kroymann reflektiert, dass solche Auszeichnungen angenehm überraschend kämen und nicht wie ein „Sterbehilfe-Sektempfang“ wirken, weil sie noch mitten in einer vitalen Arbeitsphase stehe. ### 1 Reality-TV könne gesellschaftliche Randgruppen sichtbar machen Kroymann erinnert sich, dass sie Dschungelcamp früh geschaut habe, weil ihr Kollege Dirk Bach moderierte. Sie habe damals festgestellt: „Da war zum Beispiel eine Transfrau drin … Und die durfte eine Stunde lang über ihren Weg sprechen. Weil da Zeit ist in diesem Format … Das wäre auf keinem anderen Sendeplatz möglich gewesen." ### 2 Frauen über 50 würden in der Medienbranche systematisch ausgegrenzt Kroymann erklärt, warum so wenige Frauen in ihrem Alter im Fernsehen zu sehen seien: „Das liegt … darin, dass sie schon, als sie jung waren, nicht eingesetzt wurden. … Als ich angefangen habe, gab es irgendwie Lisa Fitz … Das war ich die Einzige. Und deswegen sind jetzt auch nicht so viele in meinem Alter da." ### 3 Ihr Podcast „Wars das?“ sei wegen „zu alter Zielgruppe“ abgelehnt worden Die ARD-Kommission habe eine Fortsetzung abgelehnt, „weil die Zielgruppe zu alt sei. Ich meine, es war ja der Witz, dass ich alte Frauen interviewe. Das war, fand ich, ein Eigentor, was sie da gemacht haben." ### 4 Das Kollektiv der Autor:innen präge die Sendung „Kroymann" Kroymann beschreibt den Arbeitsprozess: „Wir treffen uns … zehn Leute … Das ist ein sehr kollektives Vorgehen … Ich bin Executive Producer … aber die Credits für das Schreiben sollen, die die haben, die die Entwürfe schreiben." ### 5 Casting sei inhaltliche Autor:innenschaft Beim Casting entscheide mit, wer gespielt wird: „Die Besetzung hat inhaltliche Züge … Es ist geradezu auch eine Art von Autorschaft, wie man besetzt." ### 6 Social-Media-Nutzung erzeuge bei ihr „Marshmallow-Gefühl" Über Instagram sagt sie: „Ich merke, wenn ich da mal reingucke, das macht mir ein Gefühl, als ob ich zu viel Marshmallows gegessen habe. … TikTok ist ja wahrscheinlich noch schlimmer." ## Einordnung Der Podcast präsentiert sich als professionelles Interviewformat mit journalistischem Anspruch. Matzkeit führt souverän durch das Gespräch, stellt offene Fragen und lässt Kroymann ausführlich zu Wort kommen. Besonders bemerkenswert ist, wie wenig Raum für Gegenpositionen bleibt – etwa zu Kroymanns teils idealisierter Sicht auf Reality-TV oder zur ARD-Entscheidung gegen ihren Podcast. Die Kritik an Altersdiskriminierung und Geschlechterungleichheit bleibt zwar pointiert, wird aber nicht weiter hinterfragt oder kontextualisiert. Die Medienkritik am Ende wirkt wie ein separater Kommentar, der nicht mit dem Interview verzahnt ist. Insgesamt ein respektvoller, aber wenig kritischer Dialog, der Kroymanns Positionen weitgehend unkommentiert stehen lässt.