Der Tag: Bürgergeld - Wie will die Regierung beim Existenzminimum sparen?
DLF-Daily über Bürgergeld-Kürzungen und das Machtspiel der Shanghaier Organisation – mit Experten und ohne Polemik.
Der Tag
47 min read2124 min audioDie DLF-Dailysendung "Der Tag" widmet sich zwei Topthemen: den geplanten Kürzungen und Verschärfungen beim Bürgergeld sowie dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Tianjin. Im ersten Teil erklärt der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber die Rechenmechanismen hinter den Regelsätzen und warnt vor den Folgen von Nullanpassungen und stärkeren Sanktionen. Im zweiten Teil analysiert China-Korrespondent Benjamin Eise, wie China, Russland und Indien an einer multipolaren Weltordnung arbeiten – wobei konkrete Ergebnisse ausbleiben.
### 1. Die Bürgergeld-Nullrunde 2026 sei keine politische Willkür, sondern Folge einer „hässlichen“ gesetzlichen Gleitklausel, die 2024 zu hohe Anpassungen auslöste und nun eine Gegenkorrektur erzwinge – mit realen Kaufkraftverlusten für Bezieher:innen.
### 2. Die Regierung plane, Druck und Sanktionen zu erhöhen, obwohl Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigten: starke Sanktionen führten zwar zu mehr Kurzzeit-Jobaufnahmen, drückten aber auch Löhne und verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit.
### 3. Die tatsächliche Einsparsumme durch härtere Sanktionen sei „Peanuts"; wirklich Geld spare nur nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt – doch die fehlende wirtschaftliche Dynamik bremse gerade diese Integration.
### 4. Die Shanghaier Organisation werde von China und Russland als „symbolische Gegen-NATO“ genutzt, um eine von den USA unabhängige Weltordnung zu propagieren – konkrete Beschlüsse blieben jedoch aus.
### 5. Indien nutze den Gipfel, um nach US-Zollandrohungen wieder enger an China heranzurücken, obwohl beide Länder weiterhin erhebliche bilaterale Konflikte wie Grenzstreitigkeiten und Wasserfragen hätten.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als professionelles Nachrichtenformat mit klarer Trennung von Fakt und Meinung. Die Interviews sind stringent geführt, Experten erklären komplexe Zusammenhänge anschaulich und ohne Polemik. Besonders positiv: Weber relativiert die Debatte um „Sozialschmarotzer“ durch Zahlen und differenziert zwischen Effizienz und Menschenbild. Etwas oberflächlich bleibt hingegen die Einordnung der Shanghaier Organisation – hier hätte mehr Kontext zu den wirtschaftlichen Interessen Chinas und der Rolle des Global-South geholfen. Insgesamt liefert der Podcast eine solide Orientierung, ohne zu belehren oder Perspektiven auszublenden.