Paul Krugman: Why Is Trump Bailing Out Argentina?
Eine ökonomische Analyse entlarvt die hypothetische US-Hilfe für Argentinien als ideologischen Rettungsversuch für einen politischen Verbündeten auf Kosten von US-Steuerzahler:innen.
Paul Krugman
10 min readIn dieser Ausgabe von "Notes on economics and more" analysiert der Autor eine hypothetische außenpolitische Entscheidung einer zweiten Trump-Administration: die plötzliche und unbegrenzte Finanzhilfe für Argentinien. Diese Politik stehe im scharfen Kontrast zur sonstigen Agenda Trumps, die auf den Abbau internationaler Zusammenarbeit und die Kürzung von Entwicklungshilfe (USAID), Beiträgen zur WHO und Unterstützung für die Ukraine abziele. Der Autor argumentiert, dass diese Hilfe nicht den strategischen oder wirtschaftlichen Interessen der USA diene, da Argentinien im Gegensatz zu Mexiko in der Krise 1994/95 kein systemisch wichtiger Partner sei. Vielmehr werde das wirtschaftlich bedeutendere Brasilien durch Trumps persönliche Animositäten und Strafzölle entfremdet.
Die Unterstützung für den argentinischen Präsidenten Javier Milei sei rein ideologisch und persönlich motiviert. Milei, ein Aushängeschild der politischen Rechten, habe Trumps Politik gelobt, doch sein radikales wirtschaftspolitisches Experiment – eine Schocktherapie aus drastischen Ausgabenkürzungen und einer starken Peso-Politik – stehe vor dem Scheitern. Nach anfänglichen Erfolgen bei der Inflationsbekämpfung zeige sich nun die Kehrseite: steigende Arbeitslosigkeit und Kapitalflucht. Der Autor zieht eine historische Parallele zur gescheiterten „Tablita“-Politik in Argentinien und Chile in den 1970er-Jahren. Damals wie heute habe eine künstlich gestützte Währung zu einer Überbewertung und schwindenden Wettbewerbsfähigkeit geführt, was unweigerlich in einer Währungskrise mündete. Die US-Hilfe sei daher kein strategischer Akt, sondern der Versuch, „den Ruf von Trumps bevorzugter Ideologie und seinem Kult der Gefolgschaft zu retten“. Der Autor schließt mit der Feststellung, dass es ein Skandal sei, Milliarden von US-Steuergeldern für ein zum Scheitern verurteiltes Projekt auszugeben, während gleichzeitig humanitäre Hilfe, die Menschenleben retten würde, gestrichen wird.
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## Einordnung
Der Newsletter entwirft ein fiktives Zukunftsszenario, um eine pointierte Kritik an der Politik Donald Trumps zu üben. Die Analyse stammt aus einer klar erkennbaren liberalen und keynesianischen Perspektive, die rationale, auf nationalen Interessen und humanitären Werten basierende Politik als Norm voraussetzt. Trumps Handeln wird konsequent als irrational, egozentrisch und rein ideologisch geframt. Alternative Erklärungen für die Argentinien-Hilfe, wie etwa geopolitische Interessen zur Eindämmung chinesischen Einflusses, werden nicht erörtert. Die Argumentation blendet somit bewusst andere Perspektiven aus, um die eigene These zu schärfen.
Das zentrale Narrativ ist der Kontrast zwischen faktenbasierter Wirtschaftsanalyse und ideologischer Verblendung. Die detaillierte ökonomische Herleitung des Scheiterns von „Mileinomics“ dient dazu, die politische Entscheidung der fiktiven Trump-Regierung als objektiv falsch darzustellen. Rhetorisch wirksam ist die Gegenüberstellung der Milliardenhilfe für einen ideologischen Verbündeten mit den tödlichen Folgen von Kürzungen bei der Entwicklungshilfe. Damit wird die Politik nicht nur als unklug, sondern auch als unmoralisch gebrandmarkt. Die Analyse stärkt die Positionen derjenigen, die eine werte- und interessengeleitete, multilaterale US-Außenpolitik befürworten.
Der Text ist lesenswert für alle, die eine scharfsinnige, ökonomisch fundierte Kritik an rechtspopulistischer Politik und ihren potenziellen Auswirkungen suchen. Er zeigt exemplarisch, wie wirtschaftswissenschaftliche Modelle zur politischen Argumentation genutzt werden können. Wer eine ausgewogene oder multiperspektivische Darstellung erwartet, wird hier jedoch nicht fündig.