Table Today: Schaffen Unternehmen den Umstieg auf KI, Herr Saueressig?
SAP-Vorstand Thomas Saueressig über Deutschlands KI-Rückstand, die Notwendigkeit von Spitzentechnologie und die Frage, warum viele Mittelständler noch immer nicht cloud-basiert arbeiten.
Table Today
40 min read1954 min audioDer Podcast "Table Today – CEO Edition" vom 11. Oktober 2024 diskutiert die Krise der deutschen Industrie und die Rolle von KI für die Wettbewerbsfähigkeit. Gast ist Thomas Saueressig, SAP-Vorstand für Customer Services & Delivery. Die Moderatoren Alex Hoffmann und Alexander Wittmann (Table Briefings) sprechen mit ihm über die Herausforderungen der deutschen Wirtschaft, die Bedeutung von KI-Integration und die Zusammenarbeit mit US-Firmen wie OpenAI.
### 1. Deutschland droht der Anschluss an KI-Entwicklung zu verpassen
Saueressig betont, nur 15 % deutscher Unternehmen nutzen KI produktiv. Er fordert: „Jetzt müssen Unternehmen mit KI starten – nicht erst in zwei oder drei Jahren. Es wird nicht günstiger, es wird nicht einfacher.“
### 2. Überregulierung bremsen Innovation
Der EU AI Act und der Data Act würden Startups zusätzliche bürokannte Hürden auferlegen. Es bestehe die Gefahr, dass Gründer lieber in die USA gehen, weil dort weniger Regulierungen gelten.
### 3. Souveränität funktioniert nur mit führender Technologie
SAP biete OpenAI-Modelle in einer deutschen Cloud an, ohne Datenexport in die USA. Saueressig mahnt: „Wir dürfen keine führende Technologie ausschließen aus ideologischen Gründen.“
### 4. SAP setzt auf Partnerschaften statt eigene LLM
Statt ein eigenes großes Sprachmodell zu entwickeln, integriere SAP KI in bestehende Business-Prozesse. „Wir sind Weltmarktführer für Business AI mit 40.000 Kunden, die KI produktiv nutzen.“
### 5. Fachkräftemangel und Cloud-Rückstand bremsen Mittelstand
Viele Mittelständler seien noch auf 20 Jahre alten On-Premise-Systemen. „Das ist wie ein 25 Jahre alter Oldtimer – da wird autonomes Fahren nicht funktionieren.“
## Einordnung
Die Sendung wirbt betont sachlich für SAPs Strategie, ohne harte Gegenfragen. Die Moderatoren übernehmen oft die Sprache des Gastes („Souveränität bedeutet Wahlmöglichkeiten“), statt kritisch nachzufragen. Besonders auffällig: Die Probleme der vergangenen Jahre – Cloud-Rückstand, mangelnde Investitionen in Datenqualität, fehlende KI-Start-ups – werden primär extern zugeschrieben (Politik, Bürokratie, kulturelle „Resilienz“). Dass SAP selbst jahrelang On-Premise-Lizenzen verkaufte und damit die Legacy-Probleme mitverursachte, bleibt unerwähnt. Die Argumentation nutzt die Angst vor dem Technologie-Rückstand, um Forderungen nach weniger Regulierung und schnellerer Adoption zu untermauern. Dabei wird „Innovation“ und „Wachstum“ als Selbstzweck präsentiert, ohne die sozialen oder ökologischen Nebenwirkungen offener zu hinterfragen. Die Perspektive auf Arbeitsmarkt und Geschlechterquote bleibt oberflächlich; Diversität wird beschworen, konkrete Maßnahmen oder Ziele aber verwässert. Für Hörer:innen, die einen unkritischen Einblick in SAPs KI-Strategie suchen, ist die Folge informativ; wer eine ausgewogene Auseinandersetzung mit Verantwortung und Nebeneffekten erwartet, wird enttäuscht.