ChinaTalk: Prediction Markets 101
Ein Einblick in die Welt der professionellen Prediction Markets – mit allen ethischen Grauzonen.
ChinaTalk
66 min read4413 min audioChinaTalk host Jordan Schneider spricht mit Domer, dem erfolgreichsten Trader bei Polymarket, über das Leben als professioneller Wettkapitalist. Domer erklärt, wie man aus einer Pokerkarriere zu Millionen-Volumina auf Fragen wie "Wird Zelenskyy vor Juli einen Anzug tragen?" kommt. Er beschreibt die Szene als überwiegend junge, mathematisch begabte Männer, die Chaos lieben und 24/7 News konsumieren. Die Gespräche zeigen, dass Märkte zwar schneller, aber noch nicht von KI oder Teams dominiert werden – Insider-Handel bleibt weitgehend unreguliert. Besonders brisant: Kriegs- und Attentatsmärkte, bei denen Geheimdienstler theoretisch Millionen machen könnten. Die Episode endet mit der Warnung, Verluste schnell zu realisieren – "Loss Aversion" sei der häufigste Anfängerfehler.
### 1. Märkte seien längst keine Nische mehr – Milliarden-Volumen auch bei exotischen Fragen
Domer betont, dass früher ein 10.000-Dollar-Einsatz als Wal galt, heute sei man nur noch ein kleiner Fisch. Als Beleg führt er an: "We have 200 million dollars of volume traded on Will Zelenskyy wear a suit before July."
### 2. Es gebe kaum Insider-Handel, aber die ersten Anzeichen würden sichtbar
Obwohl Domer lange Zeit 99,9 % der großen Bewegungen auf „True Believer“ oder Fehlklicks schiebt, beobachtet er: "lately with the markets getting so big, you're kind of becoming more suspicious."
### 3. Die Szene bestehe aus individuellen „Ronin“ – Teams seien selten
Domer vergleicht die Szene mit Einzelsamurai: "I like to say it's kind of like Ronin, right? We're kind of individual samurais, kind of just going about our lives."
### 4. Kriegs- und Attentatsmärkte würden ethische Grenzen sprengen
Domer räumt ein: "if you rewind like four years […] will Russia and Ukraine like get into a war […] people should know the answer to this", aber gesteht ein, dass Märkte über Putins möglichen Anschlag auf Selenskyj „unseemly“ wirken.
### 5. Die größte Lernkurve sei, Verluste schnell zu realisieren
Domer identifiziert „being averse to taking losses is probably the number one mistake that people make“.
### 6. AI nutze er zur Selbstreflexion – andere verlieren, weil sie Claude blind vertrauen
Domer lässt ChatGPT seine Handelslogs analysieren und lacht über Gegner: "the dumbest people that I go up against are the ones who are just like 'but I asked Claude this and they said this, why am I not winning right now?'"
## Einordnung
Die Episode wirkt wie ein freundliches, fast beiläufiges Gespräch unter Nerds, doch dahinter steckt eine hochprofessionelle Glücksspiel-Industrie, die politische Ereignisse in Spekulationsobjekte verwandelt. Schneider stellt kaum kritische Nachfragen, etwa zu den sozialen Folgen von Märkten über Krieg oder Tod. Stattdessen verharmlost Domer: „Punditry with skin in the game“. Die fehlende Regulierung wird erwähnt, aber nicht problematisiert – Insider-Handel bleibt eine Randnotiz. Besonders problematisch: Die Normalisierung von Märkten, die auf militärische Eskalation oder Attentate setzen. Für Hörer:innen, die sich für die Mechanismen von Prediction Markets interessieren, liefert die Folge tiefe Einblicke. Wer jedoch ethische Fragen stellt oder kritische Distanz erwartet, wird enttäuscht sein.
Hörwarnung: Wer die Kommerzialisierung von Krieg und Politik problematisch findet, sollte diese Episode meiden – sie zeigt, wie unregulierte Märkte zu einem globalen Kasino werden, ohne dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.