The Rest Is Politics: 428. Rory vs. Alastair: Are we spending too much on defence?

Zwei britische Politik-Insider analysieren Verteidigungsausgaben, Trumps Zollchaos und Labours Gewerkschaftsprobleme in einem respektvollen, aber kritischen Dialog.

The Rest Is Politics
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In dieser Episode des britischen Politikpodcasts "The Rest Is Politics" diskutieren die Moderatoren Rory Stewart und Alastair Campbell kontroverse Fragen zu Verteidigungsausgaben, Handelsstreitigkeiten und der Rolle der Gewerkschaften in der Labour-Politik. Campbell erklärt, dass Stewart seine Haltung zu erhöhten Verteidigungsausgaben überdenkt, nachdem er ursprünglich für das 2%-Ziel des BIP gekämpft hatte. Die beiden analysieren Trumps unberechenbare Zollpolitik und kritisieren seine Methoden scharf. ### Stewart warnt vor drastischen Folgen höherer Verteidigungsausgaben Stewart argumentiert, dass ein Anstieg der Verteidigungsausgaben von 2% auf 5% des BIP hunderte Milliarden kosten würde: "Die Schätzungen für Europa belaufen sich auf etwa 650 Milliarden Euro pro Jahr. Davon würden etwa 200 Milliarden aus dem Gesundheitswesen, 100 Milliarden aus der Bildung und 200 Milliarden aus grünen Investitionen kommen." Er warnt, dass dies die westlichen Demokratien langfristig schwächen könnte. ### Campbell sieht Putin als langfristige Bedrohung Campbell vertritt eine hawkischere Position und zitiert den ehemaligen Generalstabschef Patrick Sanders, der sagte, "wir müssen davon ausgehen, dass wir in drei bis fünf Jahren in irgendeiner Form mit Russland im Krieg stehen werden." Er verweist auf Finnland als Beispiel, wo bei 5,5 Millionen Einwohnern fast eine Million Reservisten ausgebildet werden. ### Trump nutzt Zölle als globales Einschüchterungsinstrument Die Moderatoren analysieren Trumps chaotische Zollpolitik, die ursprünglich bei 20% für die EU begann und nun auf 30% erhöht wurde. Campbell identifiziert elf verschiedene Begründungen, die Trump für seine Zölle gegeben hat, von Fentanyl bis zur Unterstützung Bolsonaros. Stewart kritisiert: "Trump ist ein massiver Beitrag zu globalen Konflikten, weil er die regelbasierte internationale Ordnung bewusst zerstört." ### Gewerkschaftskonflikt zeigt Labours Dilemma Der Streit zwischen Deputy Prime Minister Angela Rayner und der Gewerkschaft Unite sowie die drohenden Streiks der Assistenzärzte verdeutlichen Labours schwierige Position. Die Ärzte fordern weitere 29% Gehaltserhöhung, nachdem sie bereits 22,3% erhalten hatten. Campbell argumentiert, dass dies ein Kampf sei, "den West Streeting gewinnen muss." ### Gesundheitspolitik: Prävention versus Behandlung Stewart kritisiert, dass Großbritannien nur 2% des NHS-Budgets für öffentliche Gesundheit ausgibt, während 82.000 Menschen jährlich an vermeidbarer Fettleibigkeit sterben. Er argumentiert für eine radikale Umverteilung der Ressourcen von Krankenhäusern hin zur Prävention, auch wenn dies bedeuten würde, dass "jemand wie ich mit einer Herzerkrankung sterben könnte, während 5.000 andere länger leben." ## Einordnung Dieser Podcast bietet eine sachkundige Analyse britischer und internationaler Politik durch zwei ehemalige Insider mit unterschiedlichen Perspektiven. Stewart, als ehemaliger Tory-Abgeordneter, und Campbell, als ehemaliger Labour-Spin-Doctor, führen einen respektvollen Dialog über komplexe Themen. Bemerkenswert ist ihre Bereitschaft, etablierte Positionen zu hinterfragen - etwa Stewarts Neueinschätzung der Verteidigungsausgaben oder ihre gemeinsame Kritik an Trumps destabilisierender Außenpolitik. Die Diskussion über Verteidigungsausgaben verdeutlicht das Dilemma europäischer Demokratien zwischen Sicherheitsbedürfnissen und sozialen Investitionen. Während Campbell die Bedrohung durch Putin ernst nimmt, warnt Stewart vor den wirtschaftlichen Folgen einer Militarisierung. Ihre Analyse von Trumps Zollpolitik als "globalem Einschüchterungsfeldzug" ist scharf, aber begründet. Bei der Gesundheitspolitik zeigen sie auf, wie schwierig es ist, langfristige Präventionsstrategien gegen kurzfristige politische Erfolge wie Wartelisten-Reduktion durchzusetzen. Der Podcast bietet wertvolle Einblicke in die Komplexität moderner Regierungsführung, auch wenn manche Positionen - etwa zur Verteidigungsfinanzierung - kontrovers diskutiert werden können.