Der "Haken Dran"-Podcast der c't widmet sich in dieser Folge der Barrierefreiheit im Internet. Zu Gast ist Ali Hacker, der unter vollständiger Farbenblindheit lebt und sich seit Jahren für ein inklusives Netz einsetzt. Moderator Kevin schlägt eine persönliche, fast schon kumpelhafte Tonlage ein und holt Hacker auf Empfehlung der Community ins Studio, weil immer wieder Wünsche nach mehr Diversität und Themen rund um digitale Teilhabe laut wurden. Das Gespräch dreht sich um Alt-Texte, die Dominanz von Video-Formaten und praktische Hilfen für Betroffene. ### 1. Alt-Texte sind keine Lückenfüller, sondern Türöffner Ali Hacker betont, dass Alt-Texte „nicht nur irgendein Feature“ seien, sondern für Menschen mit Sehbehinderung die einzige Möglichkeit, Bildinhalte zu erschließen. Er fordert: „Alt-Texte sollten Pflicht sein, nicht nett gemeint.“ Gleichzeitig gesteht er ein, dass viele Creator:innen die Funktion ignorieren, weil sie sie nicht kennen oder als lästig empfinden. ### 2. Video-Boom macht das Netz für blinde Nutzer:innen immer abschreckender Da er selbst nur Helligkeitswerte wahrnehmen kann, schildert Hacker, dass TikTok, Reels und Storys für ihn „wie ein verschlossener Raum“ wirken. „Wenn alles nur noch Video ist, bin ich raus“, sagt er. Die Plattformen würden zwar Auto-Subtitles anbieten, aber keine verlässliche Audio-Beschreibung, wodurch Inhalte komplett unzugänglich bleiben. ### 3. Die Community als Ersatz für fehlende Tools Statt auf proprietäre Hilfen zu warten, nutzt Hacker Selbstorganisiertes: „Wir teilen uns in Foren Links mit Timestamps und beschreiben, was im Video passiert.“ Das funktioniere gut, solange man eingeladen ist. Bei öffentlichen Gruppen fehle oft die Energie, ständig um Inhalts-Beschreibung zu bitten. ### 4. Barrierefreiheit ist kein Feature, sondern Design-Prinzip Hacker kritisiert, dass viele Plattformen Barrieren erst nachträglich „patchen“ statt sie von Anfang an zu vermeiden. „Wenn du Barrierefreiheit erst beim Testing erfindest, ist das zu spät.“ Er plädiert dafür, Betroffene schon in der Konzept-Phase einzubeziehen. ### 5. Politische Teilhabe hängt am Zugang Am Beispiel seiner eigenen Wikipedia-Arbeit zeigt Hacker, dass digitale Exklusion reale Folgen hat: „Wenn ich Screenshots nicht lesen kann, kann ich nicht mitdiskutieren.“ Die Politik müsse gesetzliche Mindeststandards für Apps und Webseiten durchsetzen, statt sich auf freiwillige Selbstverpflichtungen zu verlassen. ## Einordnung Die Sendung nutzt die lockere Talk-Show-Form, um ein hochaktuelles Thema greifbar zu machen. Die Expertise des Gastes trägt sich fast ausschließlich aus persönlicher Berufung; journalistische Gegenfragen oder Faktenchecks bleiben aus. Das mag für ein Entertainment-Format legitim sein, führt aber dazu, dass strukturelle Probleme wie fehlende EU-Vorgaben oder die Macht der Plattformbetreiber kaum beleuchtet werden. Positiv: Die Redaktion reagiert auf Community-Wünsche und gibt Betroffenen Raum, ohne sie zu verklären. Kritisch: Die Verantwortung wird primär auf Einzelnutzer:innen abgewälzt („Macht eure Posts barrierefrei!“), während regulatorische Lücken kaum erwähnt werden. Die Folge bietet einen leichten Einstieg, aber keine Tiefe – wer sich für Politik, Standards und wirtschaftliche Interessen interessiert, muss woanders weiterhören.