OMR Podcast: Special "OMR Takeaway"
OMR Takeaway diskutiert, wie Unternehmen mit Comedy-Serie, Ultra-Lauf-Hype und KI-Avatar-App Reichweite erzielen – und warum Google bald keine Klicks mehr liefert.
OMR Podcast
30 min read1433 min audioOMR-Chefredakteur Roland Eisenbrand und Plattform-Expertin Julia Gübel besprechen in der sechsten Folge von „OMR Takeaway“ drei aktuelle Digitalthemen: Die neue Social-Media-Serie der Deutschen Bahn mit Anke Engelke, den viralen „Last Soul Ultra“-Lauf als Marketing-Event und die KI-Video-App „Sora“ von OpenAI. Dazwischen erklärt SEO-Experte Kevin Indig, warum Googles neuer „AI Mode“ kaum noch Traffic zu Websites bringt. Die Gesprächskultur bleibt locker, werbefreundlich und auf Reichweiten- statt auf Kritik-Modus.
### 1 Deutsche Bahn setzt auf Comedy-Serie gegen Shitstorm
Die Bahn produziert mit Stromberg-Regisseur Arne Feldhusen eine TikTok-Serie, in der Anke Engelke als Zugbegleiterin typische Verspätungs- und Service-Pannen parodiert. Eisenbrand lobt das „mutige“ Budget, merkt aber an: „Es ist durch diese TV-hochwertigen Look… nicht so hundertprozentig auf Social“ passend. Die Serie nutzt Promi-Cameos und episodisches Format, um Reichweite zu erzwingen.
### 2 „Last Soul Ultra“ wird zur Markenarena
Bei dem 67-stündigen Ausdauerlauf schalteten zeitweise 45.000 Zuschauer gleichzeitig auf YouTube ein; allein der Livestream zählte 3,2 Mio. Aufrufe. Läufer:innen wie Kim Gottwald oder Andre Schürrle pushen dabei eigene Klamotten- und Nahrungsergänzungsmarken, während Adidas & Co. noch abwarten. Der Wettbewerb „wer bleibt als Letztes stehen“ fungiert als perfekter Aufmerksamkeits-Hebel.
### 3 Sora-App: KI-Avatar statt Influencer
OpenAI veröffentlicht die Social-App „Sora“, mit der Nutzer:innen ohne Kamera Videoclips aus reinen Prompts generieren. Personen scannen ihr Gesicht und lassen sich in jede Szenerie setzen – wer den Avatar freigibt, verliert jegliche Kontrolle. Gübel sieht „Zero-Cost-Werbespots“ für Marken, Eisenbrand warnt vor „AI-Slop“ und „dystopischem“ Feed.
### 4 Google AI Mode verdrängt Website-Klicks
In Kevin Indigs Studie klickten 37 Proband:innen nur dann aus dem KI-Modus heraus, wenn sie explizit kaufen wollten. Längeres Verweilen im Chat-ähnlichen Interface sei programmiert, klassische SEO-Plätze wie Marktplätze oder Reviews würden nur noch bei passender Absicht eingeblendet. Die Folge: „Noch viel weniger Traffic“ für Unternehmensseiten.
### 5 Zukunft der Suche bleibt offen
Indig hält Googles KI-Modus für eine „Kopie von Chat GPT“ ohne klar Product-Market-Fit, erwartet aber weitere Iterationen. Für Marken heißt es umdenken: Sichtbarkeit entsteht künftig durch Einfluss im geschlossenen KI-System, nicht durch klassische Rankings.
## Einordnung
Das Format lebt von Promo-Partys, Marken-Case-Studies und Geschwindigkeit statt von Tiefgang. Kritische Fragen – Datenschutz bei Sora, Greenwashing bei der Bahn, gesundheitliche Risiken von 67-stündigen Läufen – bleiben aus. Stattdessen zelebrieren die Hosts jeden Viral-Hit als „crazy“ und liefern Unternehmen eine Anleitung, wie sie mit möglichst wenig Aufwand maximale Reichweite erzielen. Die Expertise von Kevin Indig liefert zwar handfeste SEO-Erkenntnisse, wird aber schnell wieder eingebettet in den Tenor „müssen wir uns einfach mal anschauen“. Der Podcast ist damit ein lehrreicher Spiegel einer Szene, die Business-News und Influencer-Strategien zu einem einzigen Reichweiten-Spiel verklärt – kritisch hinterfragt wird dabei nur, ob die Klicks am Ende auch wirklich auf die eigene Website fließen.